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Los geht's

U1K 2022 - wichtiger denn je!

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U1K SEASON 2022

Es war die Schnapsidee von zwei Männern, die sich selbst nicht allzu ernst nehmen. Sie wollten einen Roadtrip ans Schwarze Meer unternehmen und das für einen guten Zweck. Aus der Idee wurde Wirklichkeit und das Projekt erhielt einen Namen. U1k! 

Die Reise ist längst Geschichte. Heute wird die Geschichte aber neu geschrieben. Es ist Krieg in der Ukraine und die Menschen dort brauchen unsere Unterstützung dringender denn je. 

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EXTRAS MENU

Jeder gespendete Franken geht zu 100% an die Organisation Lebendige Hoffnung e.V. hope4kids.de. Auf diese finanzielle Unterstützung hat Nicole Borisuk direkten Zugriff. Sie weiss, wie die Mittel einsetzen, um den Kindern und Ärmsten in Odessa eine effektive Hilfe zukommen zu lassen. Verwaltungskosten? Null. Ehrensache! 

U1k Spendenkonto (Raiffeisenbank Würenlos)
CH92 8074 7000 0022 9263 8
Verein U1k.ch 
Ralf Ploner & Philipp Brunschwiler
Quellenweg 14; 5436 Würenlos

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EXTRAS VERWEISE

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TAG 1 - WÜRENLOS nach ULM

Der Tag beginnt für beide früh. So um 05:45 läuten unsere Wecker. Was für Manuel ganz normal ist, empfindet Ralf jedoch als ziemliche Grenzerfahrung.

Echt fies sowas! Andererseits ist's auch egal. Denn es haben beide ziemlich schlecht geschlafen. Yep, die Nervosität hat uns erfasst. So richtig! Und Ralf erinnert sich, wie es einmal war, als er in seinen jungen Verkaufsjahren erstmals wildfremde Menschen anrufen musste. Ja genau, es geht um Akquisition. Und beide haben im Moment sowas von kein Bock darauf...

Immerhin hat Ralf aber auch ein Erfolgserlebnis. Er konnte in Bern einen positiven Projektentscheid  abholen. Nun musste diese total positive Energie nur noch zu Manuel fliessen. Puh, schwierig, denn Manuel sucht bereits verzweifelt über Facebook das Mitleid aller Menschen an sich zu ziehen...
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Ziemlich pünktlich um 12:00 erreichen Manuel und Ralf ihren Ausgangsort in Würenlos. Karin und Michelle - das sind die Damen in Ralfs Familie - beobachten dann auch ganz neugierig, wie die beiden ihren ersten Anschwatz-Versuch lancieren. Ein Bayer - das ist super - und er ist auch ganz nett. Leider darf er in seinem Geschäftsauto keine fremden Menschen mitnehmen. Grrr - das werden die beiden heute noch des öfteren zu hören bekommen.

Also erstmal was essen!  Und dann wieder raus. Gleich drauf kommt auch Werner mit seinem Auto angefahren. Was für ein Glück! Denn er bietet an, uns mit nach Konstanz zu fahren, nachdem er was gegessen hat. Wir zögern keinen Moment. Wir wollen einfach nur weg. 

Und natürlich waren wir auf der Fahrt neugierig, mehr über Werner zu erfahren. Er ist Projektleiter bei einem Ingenieurunternehmen, das auf Automationstechnik für Solar-Kraftwerke spezialisiert ist. Werner kommt grad vom Flughafen Basel, nachdem er eine Baustelle in Spanien besucht hat. Er hatte Hunger. Werner, wir finden, du hast richtig entschieden, in Würenlos einen Stopp einzulegen!
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Werner hat uns am Fährhafen in Konstanz verabschiedet. Dort verbrachten wir dann auch die nächsten 90 Minuten. Wir mussten leider feststellen, dass gar nicht soviele Autos Richtung München unterwegs waren...

Wir wollten schon fast aufgeben. Glücklicherweise trafen wir dann aber Sieglinde. Oder treffender ausgedrückt: Manuel schwatzte sie an.

Sieglinde ist Homöpathin. Schnell ergab sich zwischen ihr und Manuel auch ein gemeinsames Thema: das Meditieren. Ralf staunte nur ob so vieler Meditier-Fachbegriffe und kämpfte im Fond des Autos ganz leicht gegen den Schlaf.
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Sieglinde fuhr uns fast bis vor die Tür des schiefen Hauses, eine klassische Touristen-Attraktion in Ulm.

Das schiefe Haus ist auch ein Hotel. Wie passend - dachten die beiden und zögerten keinen Moment, um nach einem Zimmer zu fragen. Sie haben auch ein Zimmer erhalten. Sogar mit einem richtig horizontalen Bett. Aber das ist auch das einzig Nicht-Schräge in diesem Zimmer. Zum Kühlschrank gehts bergab, zum Bad bergauf...

Und dann trafen die beiden noch Karin. Ralf kennt Karin über einen ehemaligen Kollegen. Zwei Runden Gin Tonic wurden von der Hoffnung getragen, dass dann das Schreiben und Nachbearbeiten von Fotos schneller geht.

Ähm, nein, dies Hoffnung war nicht berechtigt...
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Es geht doch! Die Menschen, die wir angesprochen haben, haben häufig sehr positiv reagiert. Und natürlich nutzen wir auch jede Interaktion, um unsere Menschenkenntnis weiter zu schärfen. Also bereits heute ist klar, dass wir zukünftig um Autos von der Marke Porsche Cayenne mit einem Zürcher Kennzeichen einen grossen Bogen machen werden. 

Unser Ziel haben wir erreicht. Wir sind heute Odessa 220 km näher gekommen und haben noch keinen einzigen Kilometer ÖV verprasst. 

Was aber erwartet uns morgen?
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TAG 2 - ULM nach DRESDEN

Der Morgen von Tag 2: Wiederum hält sich die Begeisterung, wildfremde Leute anzusprechen, in Grenzen. Von Karin aus Ulm haben wir den Tipp erhalten, unseren Tag an der Seligweiler Raststätte zu beginnen. Machen wir. Ein paar LKW-Fahrer werden angesprochen – leider ohne Erfolg. Dann lungern wir etwa eine Stunde am Parkplatz herum. Immerhin reagieren viele Menschen positiv auf uns. Nur will niemand, aber auch wirklich niemand gen Nordosten!

Also entscheiden wir uns in das Raststätten-Hotel zu gehen, um Tipps einzuholen. Die nette Dame an der Reception meint, wir sollten es doch direkt an der Einfahrt A7 versuchen. Diese ist bei Langenau und zirka 10km entfernt.

Als wir das Hotel verlassen, treffen wir Claudia. Manuel sieht seine Chance und wagt es, die Dame anzusprechen. Leider muss sie jetzt ein Referat halten – und überhaupt, Richtung Nordosten zieht es sie eh nicht. Aber sie sieht eine Möglichkeit, uns zu dieser Autobahneinfahrt zu fahren. Wow – eigentlich müsste sich Claudia jetzt auf ihren Vortrag vorbereiten, stattdessen verbringt sie die nächste halbe Stunde mit uns. Viel Zeit haben wir nicht, einander näher kennenzulernen. Weil wir aber beim Autotelefon schlecht weghören konnten, wissen wir jetzt, dass Claudia viel von Kathetern und von Stellrädchen versteht. Was immer das ist…
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Da stehen wir also, direkt an der Autobahn-Einfahrt zur A7 Richtung Norden. Die Autos rauschen an uns vorbei. Auf unserem Schild steht nun Nürnberg. Das liegt direkt an der A7, was uns hoffen lässt, dass wir nun in Sachen Reiseziel auf Gleichgesinnte treffen. Einige LKW-Chauffeure nicken uns zu, geben uns aber zu verstehen, dass sie uns nicht mitnehmen können. Ansonsten ernten wir hauptsächlich Ignoranz.

Eine Stunde später geben wir auf. Erstaunlicherweise hat sich unser Energiepegel gar nicht ins Negative entwickelt. Entschleunigen tut nämlich gut! Und langsam lernen wir es. Aber es fühlt sich schon komisch an. Und weil wir es mit dem Roaming auch nicht überborden lassen wollen, hilft uns auch das Smartphone nicht, um uns abzulenken. Trampen hat also im Moment etwas Therapeutisches...
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Was tun? Wir entscheiden uns, zu dem 2km entfernten McDonald's aufzubrechen. Der liegt grad neben der A7. Wieder sind wir von der Hoffnung getrieben, doch noch jemanden anzutreffen, der dahin will, wohin auch wir wollen, und der bereit ist, uns mitzunehmen.

Dabei kommen wir an einem Logistik-Verteilzentrum vorbei. Soviele LKWs! Also warum nicht einfach mal ins Büro gehen? Und wieder treffen wir eine freundliche Dame, die sich unsere Geschichte anhört. Gerne würde sie uns helfen. Leider müssen wir lernen, dass hier freischaffende Chauffeure am Werk sind und das Unternehmen deshalb gar nicht sagen kann, wer wohin will. Trotzdem sind wir stolz auf uns. Manchmal, so finden wir, darf ein kreativer Lösungsansatz auch dann gewürdigt werden, wenn er nicht zum Erfolg führt.
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Tut das gut! Auch wenn das von uns angesteuerte Restaurant nicht gerade dem Fine Dining Segment zuzuordnen ist, haben wir uns für eine halbe Stunde mal keine Gedanken gemacht, wie es wohl weiter geht.

Beim Café mussten wir aber einen Entscheid fällen. Für heute aufgeben? Auf ÖV ausweichen? Wir entscheiden uns für eine Grauzone. Wir wollen dem Zufall etwas nachhelfen. Blablacar ist das Zauberwort. Das ist eine App, die Mitfahrgelegenheiten koordiniert.

Wir entscheiden uns, die App runterzuladen - und das mit dem berauschend schnellen WLAN von Mc Donalds. Das dauert – nicht nur gefühlt - eine Ewigkeit. Wir sehen, dass Pavel eine Mitfahrgelegenheit für zwei Personen von Ulm nach Dresden anbietet. Wir finden "Go for it". 
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Zwei Stunden später ist Pavel da. Im Auto fahren noch zwei Kinder mit. Das heisst, die Rucksäcke auf den Schoss nehmen und die Heckklappe des Kofferraums mit viel Brutalität nach unten pressen. Es ist ja nicht unser Auto, denken wir dabei. Aber es ist unser Leben, denken wir nur kurz später, nach den ersten zwei von ungefähr 30 Fast-Unfällen. Pavel kennt keine Gnade und nur zwei Zustände: EIN oder AUS. Genau so bedient er alle Steuerelemente des Autos: Gas, Bremse, Lenkung. Nur mit viel Glück rammt dieser Vollpfosten keinen Strassenpfosten. Und dabei gähnt er ständig, was auch nicht wirklich zur allgmeinen Entspannung beiträgt.

Immerhin: wie überleben es. Das Auto aber nicht ganz, es überhitzt und irgendwann verdampft die Kühlflüssigkeit bei einem Not-Stopp.

Dafür freunden wir uns den Kindern an. Sie heissen Christoph und Maja. Maja spricht ganz langsam. Sie wurde letztes Jahr von einem Auto erfasst und verbrachte ein halbes Jahr im Koma. Was sie nun aber sagt, fühlt sich unglaublich rein und ehrlich an. Sie berührt uns mit ihren Worten, die so viel schneller gedacht, als ausgesprochen sind. 

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Wir lernen heute, dass gut aussehen alleine nicht ausreicht. Wir kommen nur dann zu Chancen, wenn wir die Menschen direkt ansprechen können. Das wiederum funktioniert erstaunlicherweise gut. Es gelingt uns sogar, beim weiblichen Geschlecht genügend Vertrauen aufzubauen.

Wirklich "tricky" ist es aber den Ort zu erreichen, an dem wir die Menschen antreffen, die dieselbe Richtung ansteuern. Zu einer passenden Autobahn-Raststätte muss man erst mal kommen. Wo also wollen wir es morgen versuchen? Ach egal, jetzt erstmals eine Runde schlafen..

Noch sind es 1'700 km bis Odessa. Und das Blablacar-Grauzonen-Konto wurde mit 500 km belastet. Zählt das nun zum ÖV-Konto? Aber hallo! Das war weder Comfort Zone noch war es klar, dass wir es überleben. Wir plädieren also für Milde und ziehen vom ÖV-Konto einzig die 10km für die Taxifahrt aus dem Stadtzentrum ab.
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TAG 3 - DRESDEN

Am Frühstück kommt nochmals der Höllenritt von gestern zur Sprache. Ralf hat ja gar nicht alles mitgekriegt, denn er hat im Fond entweder mit Maja eine Unterhaltung geführt oder versucht zu schlafen. Dies ist natürlich durch die dauernden Vollbremsungen, die quietschenden Reifen und  die abrupten Lenkmanöver nicht wirklich gelungen.

Manuel hingegen blieb nichts, aber auch gar nichts erspart. Immer und immer wieder musste er mitansehen, wie wir mit viel zu hoher Geschwindigkeit auf einen Lastwagen aufschliessen und erst ein Vollbrems-Manöver einen Auffahrunfall vermeidet. Oder wie sich Pavel mit Smartphone und Kabel beschäftigt und dabei gar nicht mitkriegt, dass wir verdammt gefährlich abdriften.

Wir brauchen eine Pause! Also heute mal nicht an irgendeinem Ort in der Pampas sich die Beine in den Bauch stehen. Viel lieber eine Kirche besuchen. Wenn nicht heute wann dann? Und schliesslich hat Dresden mit seiner imposanten Frauenkirche ja genau die richtige Location für uns.
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… dann nimmt man sie auch ernst. Genau das wollen wir heute tun. Die Rede ist von Fotografieren. Manuel kann das bekanntlich ganz gut und Ralf nutzt die Gelegenheit für ein Upskilling. Ganz ungeniert holt er sich einige Tipps ab.

Was wir sonst mit unserem Mundwerk veranstalten, machen wir heute mit unseren Kameras. Ran an die Menschen! Klassische Hüftschuss-Technik also. Wir geniessen es, mal etwas Freiraum zu haben.

Die aufmerksamen Leser werden sich nun aber sicher fragen, warum gestern vor allem Manuel immer wieder auf den Fotos sichtbar war. Man merke – Manuel ist schlecht in Multitasking. Also trampen und gleichzeitig fotografieren geht nicht. Dabei dachte Ralf immer, Manuel sei die Frau in der Beziehung…
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Mittagessen war inmitten der Touri-Zone von Dresden angesagt. Manuel war darum etwas überrascht, dass er sich einer tadellosen Qualität erfreuen konnte. Genau das sagte er denn auch dem Kellner – was ja eigentlich nett gemeint war. Dieser quittiert den Kommentar aber mit der Lebensweisheit, dass man nie voreingenommen sein soll. Hey – wir sind auf unserem u1k-Trip, die ultimative Anti-Vorurteils-Therapie.

Zur Strafe muss sich der Kellner unsere Geschichte anhören. Und gleichzeitig holen wir Tipps ab, wo wir uns morgen hinstellen sollen. Wir haben also wieder den Hauch eines Plans. Und damit haben wir uns den Ausgang verdient! Aber nicht zu lange, denn morgen wollen wir uns wieder an irgendeiner Tankstelle aufstellen...
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TAG 4 - DRESDEN nach GÖRLITZ

Blablacar hat verlockende Angebot für uns parat. Gleich zwei Mitfahrangebote nach Krakau, beide günstig terminiert. Das passt perfekt! Aber nein, so einfach wollen wir es uns ja nicht machen.

Also stellen wir uns gegenüber des Hotels an die Ausfallstrasse nach Osten. Natürlich nerven uns da bald wieder die "Wegseher". Da hilft nur Körpersprache. Freundlich lächeln und ein bisschen mit dem Schild winken – und schon wird uns ein Lächeln zurückgeschenkt.

Es geht auch gar nicht lange und ein Transporter stoppt. Leider nur ein  Platz frei. Aber es gibt uns wieder Energie. Und die brauchen wir auch, denn nachher passiert für 45 Minuten nichts mehr. Und es ist kalt!

Doch da hält Michael mit seinem prächtigen Range Rover. Wir erzählen wieder mal unsere Story, was Michael spontan dazu motiviert, unser Projekt mit einer Spende zu unterstützen. Und Ralf erhält auf dem Vordersitz sogar noch eine Rückenmassage. Juhui, für eine halbe Stunde zurück in der Comfort Zone. Doch bald ist der Spass auch wieder vorbei Michael hat mit 220 km/h mächtig Gas gegeben. Das hat sich total entspannt angefühlt. Ganz anders wie bei Pavel. Und nebenbei haben wir seinen Geschwindigkeitsrekord gebrochen!
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Michael hat uns einiges sehr Interessantes zu erzählen. Er ist Unternehmer und produziert Holzkomponenten für Karosserien. Das Birkenholz kauft er in Russland. Wir hören gespannt zu. Nur Ralf ist durch die Rückenmassage ab und zu etwas abgelenkt.

Wir erleben aber auch die betroffene Seite von Michael. Er sieht sich in seinem Unternehmen mit grossen Herausforderungen konfrontiert. Die Geschäfte mit Russen werden immer schwieriger. Und hier kämpft die Region mit Fachkräftemangel und Überalterung. Die jungen Menschen verlassen entweder die Region oder sie landen im Drogensumpf. Hier im Dreiländereck wird intensiv mit Crystal Meth gehandelt.

Und dann sprechen wir auch über die Rechten im Osten. Jeden Montag müssen die Dresdner mitansehen, wie die Anhänger der PEGIDA-Bewegung durch die Strassen marschieren. Grad heute schaffte die AfD in Hessen 12%. Sie ziehen nun ins Parlament. Doch in Sachsen werden sie wohl bei der nächsten Wahl die absolute Mehrheit gewinnen und alleine regieren. Was dann passiert, möchte sich Michael lieber nicht ausdenken. Und wir auch nicht!
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Wir erreichen eine grosse Raststätte mit allem, was es braucht, vor allem aber mit vielen LKWs. Jetzt aber los, das Schild mit unserer Zieldestination "Krakau" schnappen und LKW-Fahrer anschnorren. Aber was ist denn da los? Überall sind die Kabinen-Vorhänge geschlossen. Die schlafen alle noch!

Ab und zu erreichen wir mit unserem Schild zwar einen LKW-Fahrer, ernten aber durchwegs ein Kopfschütteln. Immerhin öffnet ein LKW-Fahrer seine Türe. Wir erzählen unsere Geschichte und erfahren dabei, dass wir ein lausiges Timing haben. In Deutschland gilt sonntags nämlich ein LKW-Rahrverbot. Jaaa – ein bisschen mehr Vorbereitung wäre vielleicht nicht so schlecht gewesen.

Manuel und Ralf fahren deshalb eine Parallelstrategie. Ralf verfolgt "Plan A", das heisst an der Tankstelle Autofahrer anschnorren. Manuel arbeitet derweil am "Plan B": Blablacar. Nach einer halben Stunde ist klar – Plan B gewinnt. Nun müssen wir nur noch bis 18:00 warten. Die Zeit wird eingesetzt, indem Manuel Ralf einen Profi-Kurs in der Bildbearbeitung gibt.
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Der erwartete Blablacar-Fahrer trifft nicht ein und sein Handy scheint ausgeschalten zu sein. So ein A... Und jetzt? Krakau werden wir heute Nacht wohl doch nicht mehr erreichen. Aber wir sind schliesslich "agil" und stecken den fehlgeschlagenen Plan einfach weg.

Wir geben Blablacar nochmals eine Chance und buchen eine Fahrt nach Görlitz, genau an der Grenze zu Polen. Mal sehen, ob wir dieses Mal mehr Glück haben. Der Fahrer heisst Ralf. Das stimmt uns zuversichtlich. Zu Recht. Witterungsbedingt kommt er zwar eine halbe Stunde zu spät. Aber alles gut.
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Eigentlich war der heutige Bericht schon in der Raststätte fertig geschrieben. Zeit hatten wir ja genug. Doch dann passierte es. Zehn Kilometer vor Görlitz gibt das Auto von Ralf den Geist auf. Die Ralfs scheinen auf U1k-Reisen wohl mit den Tankstellen etwas auf Kriegsfuss zu stehen.

Wir erinnern uns: letztes Jahr das Malheur des einen Ralf, der den alten Volvo mit Diesel vergewaltigt hat. Und dieses Jahr der andere Ralf, dem es zwar bewusst war, dass er nicht mehr viel Benzin hat, der aber bis zum Schluss die Hoffnung nicht aufgegeben hat, dass es noch reicht… Da stehen wir jetzt also auf einer gottverlassenden Autobahnausfahrt und warten auf Ralfs Vater und einen Beninkanister. Sollen wir jetzt lachen oder weinen? 40 Minuten später: Der Schluck aus Vati's eiserner Reserve löst das Problem.

Also, liebe höhere und uns unbekannte Mächte: wir möchten ja schon etwas zu schreiben haben. Aber für heute wäre auch ohne diese Panne genug schief gelaufen…
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Wir können auch den heutigen Tag mit einigen Erkenntnissen abschliessen.

1. Sonntags soll man ruhen und nicht trampen
(steht ja auch so in der Bibel).
2. Es ist kalt geworden.
3. Wir sind bekennende Schönwetter-Tramper.
4. Es ist immer gut, einen Plan B bereit zu haben…
5. … und einen Plan C.
6. Ein Auto fährt nicht ohne Benzin.

Wir sind unserem Ziel gerade mal 100 km nähergekommen. Das ist nicht ganz das, was wir uns vorgestellt haben. Noch sind es 1'600 km bis Odessa.
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TAG 5 - GÖRLITZ nach KRAKAU

Was für ein Kontrast! Wir geniessen das Frühstück und denken zurück an unseren 10-stündigen Aufenthalt in einer Raststätte. Und wir informieren uns auf Wikipedia über Görlitz.

Besonders imponiert uns, dass Görlitz von Filmfans im Jahr 2017 zu Europas bester Filmlocation des Jahrzehnts gewählt wurde. Grosse Filme, wie "The Grand Budapest Hotel" wurden hier gedreht und es ist nicht aussergewöhnlich, dass man einer Schauspielerin wie Emma Watson begegnet. Schön wärs, denken sich Manuel und Ralf.

Und auch sonst hat Görlitz einiges zu bieten. Mit über 4'000 Kultur- und Baudenkmalen wird diese Stadt oft als das flächengrösste Denkmalgebiet Deutschlands bezeichnet.

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Lange mögen wir nicht durch die Strassen von Görlitz schlendern. Es ist einfach zu kalt. Also schnell rein, ins Rathaus Café! 

Dort wird unsere Aufmerksamkeit sofort auf Kerstin und Guido gelenkt. Ein schönes Paar, sie im prächtigen weissen Kleid, er in edler Uniform. Manu muss sie einfach fotografieren, fragt aber ganz artig nach Erlaubnis. Er darf. Dabei erfahren wir, dass sie grad vom Standesamt gekommen sind. Und es gibt noch mehr zu feiern, denn Kerstin ist heute 50 Jahre alt geworden. 

Später, wie es der Zufall will, treffen wir die beiden noch zweimal. Dabei zeigt es sich, dass diese Begegnung nicht nur für uns ein Glücksfall ist. Die beiden haben nämlich mit Entsetzen festgestellt, dass praktisch alle Fotos von ihrer Kamera verschwunden sind. Manu springt nochmals ein und holt das offizielle Hochzeitsfoto an der Treppe zum Rathaus nach.

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Ja, was ist denn jetzt los? Nachdem unsere bisherigen Erfahrungen mit Blablacar durchwegs der Rubrik "Pleiten, Pech und Pannen" zuzuordnen waren, waren wir auf alles gefasst. Nur nicht auf das. Statt des erwarteten Kettenrauchers mit Alkoholiker- und Spastiker-Eigenschaften lernen wir Barbara und Felix kennen. 

Also, liebe Leser, haltet Euch fest, denn es gibt nichts, aber auch gar nichts Tragikomisches zu berichten. Wir treffen die beiden auf die Minute genau, Felix ist ein vorzüglicher Fahrer und mit beiden konnten wir uns wunderbar unterhalten.

Felix ist Maschineningenieur und Barbara Biologin auf dem Weg zu ihrem Doktortitel. Dabei forscht sie auf einem Gebiet, in dem neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer bekämpft werden sollen. Das finden wir gut und kommt uns vielleicht auch bald zugute...




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Trampen braucht Zeit. Und Temperaturen über 10 Grad. Beide Bedingungen waren heute nicht erfüllt - darum finden wir die Zuhilfenahme von digitalen Hilfsmitteln der Situation absolut angemessen. 

Blablacar fanden wir heute denn auch richtig cool. Nun sind wir aber gespannt, wie es weiter geht, wenn die Sache mit der Sprache zum Problem werden könnte.

Ein weiteres Fazit gibt es im Moment nicht zu ziehen, ausser dass wir jetzt Durst haben. Und auch wenn es nicht sinnvoll ist, weil wir morgen um 10:00 Richtung Lwiw aufbrechen wollen - wir ziehen jetzt nochmals eine Runde durch die Gassen von Krakau!
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TAG 6 - KRAKAU nach LWIW

Bevor wir uns am Sonntag in einer Raststätte ausgebreitet haben, wollten wir eigentlich zwei Nächte in Krakau verbringen. Daraus wurde jetzt noch eine Nacht. Ein kurze.

Immerhin konnten wir uns dazu aufraffen, nochmals auf ein Bier rauszugehen, nachdem wir den Bericht abgeschlossen hatten.

So um 01:00 haben wir uns dann in die Innenstadt begeben. Und sogleich wurden wir von zwei attraktiven jungen Frauen auf der Strasse angesprochen. Den Dialog wollen wir gerne wiedergeben, denn er hat sich im Laufe des Abends ungefähr 20 Mal wiederholt.

Sie: Hey you, wanna go to a Titti Bar?
Wir: No, just looking for a beer.
Sie: You can also get beer there.
Wir: But we are not looking for titties.
Sie: Just close your eyes then...

Um es rasch auf den Punkt zu bringen: NEIN, wir waren in keiner Titti Bar. Aber falls uns jemand aufklären möchte...
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Unser Driver nennt sich Sandy. Der Treffpunkt, den wir über Blablacar festgelegt haben, ist ganz in der Nähe. Dort lernen wir auch die weiteren Passagiere kennen: Igor und Vitali. Alle drei kommen aus der Ukraine.

Vitali ist ein äusserst aufmerksamer Gastgeber. Er fährt ruhig und weiss, wie man an der Grenze die Wartezeit optimiert. Also wiedermal eine tipp-toppe Blablacar-Erfahrung.

Sandy mag Französische Chansons. Wir hören Joe Dassin, zu dem Sandy auch die Lebensgeschichte kennt. Das würde man schon nicht erwarten, oder? Dann gibts auch noch ABBA. Wer hätte das gedacht? Manu, der sonst eigentlich der populären Musik überhaupt nichts abgewinnen kann, spielt mit seinen Fingern die Melodie von "A winner takes it all" mit.

Vor unserer Reise wurden wir übrigens gewarnt, was uns jenseits der EU-Aussengrenze alles erwarten kann. Nach dem heutigen Tag finden wir aber einmal mehr, dass solcherlei Vorurteile a) falsch und b) blöd sind.
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Eigentlich freuen wir uns darauf, wiedermal mit unserem alten Volvo in Kontakt zu kommen. Aber nicht so!

Ganz entspannt sind wir im Auto gesessen, als der Ukrainische Zöllner zu uns gekommen ist und nach dem Volvo gefragt hat.  Sch... die Vergangenheit holt uns ein – und auch ein bisschen unsere Dummheit. Denn aus irgendeinem Grund hat die von Slavik ausgestellte Bescheinigung, dass das Auto «nicht mehr fahrtüchtig war», nicht den Weg ins Gepäck gefunden.

Für einen Moment waren wir also total unentspannt. Der Zöllner hat uns aber einreisen lassen. Von Sandy haben wir dann erfahren, dass wir uns auf eine Strafe, etwa in der Höhe von 600 Franken freuen dürfen. Und dazu sollten wir zirka drei Stunden für die Formalitäten bei der Ausreise einplanen. 

Wie ging nochmals der ABBA Song?  The winner takes it all. The loser standing small...

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Um etwa 16:00 haben unser Hotel in Lwiw erreicht. Gleich daneben ist das imposante Opernhaus. Wir freuen uns mehr zu sehen und machen uns gleich auf den Weg. Mit genügend Hunger in der Magengegend geht auch alles viel schneller.

Im Gegensatz zu Görlitz vor zwei Tagen ist es wieder ziemlich warm. Beim Essen und später am Abend versuchen wir dann, die Gesichter der Ukrainer und Ukrainerinnen zu lesen. Hoffnung! Zum Beispiel beim Tango tanzen auf dem Hauptplatz. Ja, wir finden, dass dieses Wort am ehesten das beschreibt, was den Menschen hier ins Gesicht geschrieben ist.

Wir glauben dafür auch eine Bestätigung erhalten zu haben, als wir uns zu einer Strassenmusik-Band dazu gesellt haben. Guter Sound – aber irgendwie scheint er die Menschen nicht ganz zu erreichen. 
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Also auch heute können wir einige Erkenntnisse ganz einfach zusammenfassen:

1. Wir erfahren eine tolle Unterstützung von unseren Freunden
2. Eine Packliste nützt nichts, wenn die wesentlichen Sachen nicht drauf stehen.
3. Geh nach Krakau, wenn du in eine Titti-Bar willst.
4. Geh nach Krakau, auch wenn du nicht in eine Titti-Bar willst.
5. Blablacar ist schon noch cool.
6. Die Ukrainer und Ukrainerinnen sind tolle Menschen.

Noch sind es 800 Kilometer bis Odessa, also U1k!!!

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So, morgen ist es soweit. Wir ziehen unseren ÖV-Joker! Und wie kommt man zu den Tickets, wenn man kein Ukrainisch spricht? Ganz einfach: schliesslich haben wir ja Freunde und Familie.

Karin, das ist Ralfs Frau, hat alles organisiert. Dafür bedanken wir uns ganz herzlich. Aber nicht nur für das. Unseren beiden Ehefrauen, also Eveline und Karin, gebührt ein besonderes Dankeschön, dass wir ein zweites Mal eine solch verrückte Reise antreten durften. Merci, dass Ihr zuhause die Stellung hält!

Der Plan ist, dass wir den Nachtzug von Mittwoch auf Donnerstag nehmen. Wir gehen deshalb davon aus, dass wir morgen Nacht keine Gelegenheit haben, unseren Bericht zu verfassen. Sorry!
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TAG 7+8: LWIW nach ODESSA

Manuel und Ralf können nicht nur gut gemeinsam reisen. Sie können auch sehr gut die rhetorische Klinge kreuzen. Was ist aber auch anderes zu erwarten, wenn ein Designer und ein Ingenieur zusammentreffen? Am Ende finden sie in der Regel aber einen Konsens. So auch zum Thema Fremdenfeindlichkeit.

Wir erinnern uns: vor ungefähr 10 Jahren haben wir Schweizer uns gegen die Deutschen Nachbarn schlicht und einfach daneben benommen. Unsere Zeitung mit den grossen Buchstaben hat auch mächtig Öl ins Feuer gegossen. Nun ist es leider so, dass unsere Deutschen Freunde mit den Polen  teilweise einen ähnlichen Umgang pflegen. Und die Polen lassen wiederum die Ukrainer verstehen, dass sie nicht willkommen sind. 

Natürlich gibt es Erklärungen für Hassbilder. Aber verstehen muss man es trotzdem nicht, oder?


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Manchmal steht uns die Ratlosigkeit auf den Strassen von Lwiw ins Gesicht geschrieben. Dann geht es oft nicht lange, bis wir angesprochen werden. Grrr - es ist schon schade, dass wir nicht Ukrainisch oder Russisch sprechen können

Für einmal treffen wir aber auf eine Dame, die perfekt Deutsch spricht. Sie erzählt, wie sie eine Biographie über einen Schriftsteller geschrieben hat. Sie erzählt über ihre lyrische Ader. Und über ihre Kunstausstellungen. Vor allem aber imponiert sie uns mit ihrer Erscheidung. Am Ende landet sie dennoch keinen Verkaufserfolg bei uns.

Das absolute Highlight des Tages bot uns aber Oleg. Er war der Mann, der unserem Volvo vor genau einem Jahr den bösen Diesel aus den Adern gezogen hat. Und plötzlich schreibt er uns, dass er zum Bahnhof kommt, um uns zu verabschieden. Was für ein wunderbares Treffen!
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Ein Schlafwagen-Ticket zum 800 Kilometer entfernten Odessa kostet gerade mal 40 Franken. Wir stellen uns vor, was wir zu diesem Preis alles kriegen. Und wir malen uns aus, auf wen wir in unserem Abteil wohl treffen werden und wie viel Wodka in dieser Nacht unserer Leber zusetzen wird.

Und wir fragen uns natürlich auch, ob wir überhaupt den richtigen Zug erwischen werden...
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Also: den Zug finden wir auf Anhieb. Freundlicherweise kommuniziert die Anzeigetafel im Bahnhof in einem Zeichensatz, den wir gut interpretieren können. Und unsere Gesellschaft im Abteil ist eine junge Familie mit einem einjährigen Jungen. 

Blitzschnell analysieren wir! Wir kommen zum Schluss, dass wir maximal soviel schlafen werden, wie das Kleinkind. Vielleicht wäre ein bisschen Wodka doch nicht so eine schlechte Idee...

Der kleine Junge schläft aber durch und blickt uns am Morgen ganz liebevoll und neugierig entgegen. Leider gab es aber noch einen anderen - und nicht ganz unwesentlichen - Einflussfaktor auf unseren Schlaf, nämlich die Qualität des Schienennetzes. Und die ist so, dass wir so richtig durchgeschüttelt wurden. Und da stellt man sich denn auch die Frage, wie viele Entgleisungen der Ukrainischen Eisenbahn in der letzten Zeit publik wurden...

 
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Wirklich gesucht haben wir ihn ja nicht, den Nemo. Vielmehr hat er uns gefunden. Das heisst, es hat uns gefunden. Denn Nemo ist ein Hotel, geführt von einer Supporterin von Nicoles Arbeit, resp. der Strassenkinder von Odessa. 

Und so kommen wir zum Genuss dieses wunderschönen Hotels. Haben wir das verdient? Wir wollen mal nicht zu streng zu uns selber sein und finden ja...

Den Abend verbringen wir übrigens mit Nicole. Wir haben wieder viel neues erfahren. Davon werden wir dann morgen berichten. 
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Unser Fazit heute fällt kurz und knapp aus: Wir haben es geschafft!

Für unsere Reise haben wir u1k Kilometer mit den öffentlichen Verkehrsmittel zurückgelegt. Genau genommen waren es die 800 Kilometer von Lwiw nach Odessa. Beim Rest haben wir uns organisiert. Mit oder ohne digitale Hilfsmittel. Trampen funktioniert also auch 2018 noch - sofern man Zeit hat. Mitfahren ist auf jedem Fall bereichernd. Wer diese Erfahrung noch nicht gemacht hat, sollte sie also raschmöglichst nachholen und sich auf Blablacar registrieren...
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Nein, heute lassen wir die Katze nicht aus dem Sack - sorry...

Haben wir es geschafft und sind fünstellig? Haben wir vielleicht sogar noch den letztjärigen Betrag übertroffen? Morgen werden wir es wissen. Denn morgen sind wir bei den Kindern und dann wird der symbolische Scheck übergeben. Dass wir dies mit grossem Stolz tun werden ist seit unserem letzten Bericht eh schon klar. 

Und dann? Natürlich ist es immer noch ein langer Weg bis das Haus der Zukunft fertiggestellt ist. Unsere Reise endet zwar bald. Gutes tun darf man aber weiterhin...

Spendenkonto
CH92 8074 7000 0022 9263 8
Raiffeisenbank Würenlos; 5436 Würenlos

Begünstigte (Zum EZ)
U1k.ch (Ralf Ploner & Manuel Studer)
Quellenweg 14; 5436 Würenlos

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TAG 9: ODESSA

Es ist soweit! Wir übertragen den aktuellen Spendenstand auf einen symbolischen Scheck im Grossformat, mit dem wir uns gleich feierlich ablichten lassen wollen.

Trommelwirbel! Täätää! Es ist - haltet Euch fest - der Wahnsinnsbeitrag von 12'500 Franken zusammengekommen!

Wir dürfen also wahrlich stolz sein! Wir? Ja, damit sind natürlich die zwei lustigen Schweizer gemeint, die sich auf dieses Abenteuer eingelassen haben. Aber nicht nur. Mit "wir" bist nämlich auch Du gemeint. Du, der in diesem Moment seine Zeit der U1k-Story schenkt. Und natürlich auch alle anderen, die ihr Vertrauen in diese Sache zum Ausdruck bringen, indem sie den Strassenkindern von Odessa eine Spende haben zukommen lassen.

Merci zwölftuusigfoifhundert Mal!

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Natürlich ist es wunderbar, nicht mit leeren Händen in Nicoles Hilfswerk angekommen zu sein. Und dennoch gerät dieses Ziel im Moment in den Hintergrund.

Es zählt der Augenblick! Oder besser gesagt, es zählen die vielen Augenpaare der Kinder, die sich mit unserem Blick kreuzen. Wer sind ergriffen und für einmal ganz still (ja wirklich, das können wir auch). Wenn man nicht mit Worten kommunizieren kann, dann schaut man noch etwas tiefer in die Augen dieser jungen Menschen und achtet ein wenig mehr auf deren Körpersignale.

Dabei fällt uns auf, wie friedlich die Kinder mit sich selbst umgehen. Wenn man aus so schwierigen Verhältnissen kommt, dann weiss man diesen Ort wohl zu schätzen. Und dankbar zu sein. 

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Umringt von einem ziemlich heruntergekommenen Stadtteil von Odessa bewegen wir uns inmitten eines grossen Festes.

Vieles, was wir in der Schweiz als selbstverständlich erachten, wird hier in einem feierlichen Rahmen gewürdigt. Dazu gehört natürlich auch das wunderbare Mittagessen. Es wurde Plov serviert, ein orientalisches Reisgericht, das wir auch unter dem Namen Pilaw kennen. 

Vorher wurde aber gebetet. Einige der Kinder haben einen Bibeltext gelesen oder frei ein Gebet gesprochen. Und die anderen haben zugehört. Ja wirklich, richtig zugehört!

Dann erwartete die Kinder der Höhepunkt des heutigen Tages. Nachdem sie durch regelmässiges Erscheinen, gutes Benehmen und hilfreiches Mitwirken Punkte sammeln konnten, dürfen sie diese nun für Geschenke einlösen. Es gibt Kleider, Spielsachen, Hygieneartikel und auch ein paar Süssigkeiten. 



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Wir nehmen - und das ist gar nicht so einfach - Abschied von den Kindern.

Nicole fährt uns zurück in unser Hotel. Mit im Auto sitzt ein kleiner Junge, der uns in der Nähe des Tageszentrums auch gleich wieder verlässt. Wir erfahren seine Geschichte. Sein Vater ist im Krieg, an der Ostfront, gefallen. Sein Bruder ist in unmittelbarer Nähe in einen Konflikt mit einer Gruppe geraten. Der Streit endete tödlich für ihn. 

Gut, dass junge Menschen wie dieser einen Zufluchtsort haben. Gut, dass es Menschen gibt, die einen solchen Zufluchtsort schaffen.

Nicole, du machst einen fantastischen Job. 
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Wir haben heute den Höhepunkt einer sehr sinnbehafteten Sache erlebt. Das fühlt sich richtig gut an. 

Und natürlich nehmen wir mit dem heutigen Spendenerfolg auch die Erkenntnis mit, dass es gar nicht so schwierig ist, Menschen für eine gute Sache zu begeistern. Man muss sich nur ein bisschen was zutrauen und für eine kurze Zeit das traute Heim hinter sich lassen. Spannendes passiert so oder so. Das muss man dann nur noch in ein paar authentische Erzählungen überführen. 

Andererseits - nein, so selbstverständlich ist es auch nicht, einen so tollen Freundes- und Kollegenkreis zu haben.

Ihr sind alles geili Sieche!
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Begrüssung

Du bist Teil unserer Geschichte. Dank Dir macht Story Telling Spass. Dank Dir können wir Gutes tun. Dank Dir darf Andrin hoffen.

Darum werden wir auch dieses Jahr wieder aktiv. Ja, statt jeden Abend auf der Reise den obligaten Gin Tonic reinzuhauen, setzen wir uns spätabends hin, schreiben, bearbeiten Fotos und versuchen, Dir eine spannende Geschichte zu erzählen. 

Und damit auch das klar ist: Deine Mail-Adresse wird selbstverständlich zu keinem Zeitpunkt an Fremde weitergegeben. Ehrensache. Merci für Dein Vertrauen!

Philipp & Ralf


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KAPITEL 1

Arbeiten statt Ausgehen. Erledigen statt Entdecken. Stress statt Freude. Die Liste könnte noch fortgesetzt werden, denn es gab einige Gründe, warum Manuel und Ralf am Ende der letzten Reise ihr Herzensprojekt eingestellt haben.

Aber eben - sag niemals nie! Season 3? Geplant war es nicht, es passierte einfach. Und wie so häufig im Leben, war es eine einzige Begegnung, die alles in Gang setzte.

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Ralf - das ist kein Geheimnis - trifft sich gerne mit Freunden. Neue und alte. Zu denen gehört auch Philipp. Ralf hat ihn vor langer Zeit bei KPMG ins Team geholt. Blöd war nur, dass Ralf kurz darauf die KPMG verlassen hat. Höchste Zeit also, dass die zwei endlich mal was Gescheites zusammen unternehmen.

Die beiden verabredeten sich in Zürich zu einem Bier. Neben dem dummen Zeugs, das Männer bekanntlich zu später Stunde daherreden, wurde auch ernsthaft über das Leben und die Familie diskutiert. Philipps Geschichte beeindruckt. Sie hat mit seinem dreijährigen Sohn zu tun. Andrin - das ist sein Name - hat etwas, was nur wenige haben. Und U1k verfolgt ab nun ein neues Ziel!
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Wir erinnern uns: U1k steht für ‘unter eintausend’. Soviel durfte das Auto für den Roadtrip nach Odessa in Season 1 maximal kosten. Wir wollten den Luxus, der uns alltäglich umgibt, für einmal hinter uns lassen. Wir wollten wieder lernen, die Privilegien zu schätzen, in die wir hineingeboren wurden.

Dafür steht U1k auch im Jahr 2019 ein! Denn es sind unter eintausend Menschen, die von einem noch kaum erforschten Gendefekt betroffen sind. Einer davon ist Andrin. Sein Leben nimmt einen anderen Verlauf, als dasjenige von dir oder mir.
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Andrins Leben ist vom FOXG1-Syndrom bestimmt. Dieser sehr seltene Gen-Defekt schränkt die Entwicklung und auch die Gesundheit eines Kindes massiv ein. Andrin hat darum Probleme mit den Augen, hat noch nicht gelernt zu sprechen und kann noch nicht selbständig gehen.

Heisst das nun, dass Andrin ein weniger glückliches Leben führt? Auf unserer Reise wollen wir auf diese und andere Fragen eingehen. Wir sind neugierig und freuen uns auf viele spannende Begegnungen.

Unsere Geschichte ist lebensbejahend. Wir wollen viele Menschen erreichen, denn FOXG1 betrifft ja nur eine Population von U1k Menschen. Das sind, rein ökonomisch betrachtet, nicht wirklich viele. Darum wollen Philipp und seine Frau Anouk nun eine Stiftung aufbauen. Mehr dazu aber in einem späteren Kapitel.
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Typisch U1k! Alles wesentliche ist schon am ersten Abend geklärt. Philpp hat eine Vespa, Ralf auch. Nur muss Ralf seine ziemlich moderne Kiste gegen eine Vespa PX125 eintauschen. Das ist Technik aus den 80ern (wie unser Volvo von anno dazumal). Wir wollen es schliesslich wieder spannend machen. Und so ein alter Zweitakter rattert auch wunderbar und hinterlässt den Geruch von Freiheit. Geil! Im September starten wir also auf unseren Rollern.

Und das Ziel? Ist eigentlich egal. Denn der Weg ist das Ziel. Wir wollen auf unserer Reise Menschen mit dem FOXG1-Syndrom treffen und ihre Geschichte erfahren. Und wenn denn alles gut geht, landen wir am Schluss im aktuellen Epizentrum der Europäischen Politunterhaltung. In London entsteht nämlich auch Sinnhaftes, denn Prof Corinne Houart hat ihre Forschungsarbeit ganz dem FOXG1-Syndrom gewidmet.

U1k ist im Jahr 2019 angekommen.

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KAPITEL 2

Im Moment ist das FOXG1-Syndrom genau bei drei Schweizer Kindern diagnostiziert. Andrin ist eines davon. Das bedeutet, dass er in seinen Lernfähigkeiten derart eingeschränkt ist, dass er mit grosser Wahrscheinlichkeit niemals laufen oder sprechen können wird. Andrin ist nun fast drei Jahre alt. Sein Entwicklungsstand ist dabei vergleichbar mit demjenigen eines 8 Monate alten Kindes.

Aber das ist es nicht, was im Moment den Alltag seiner Familie bestimmt. Wirklich kräftezehrend sind andere Symptome der Krankheit. Zum einen ist da der Reflux, mit dem der Rückfluss von Nahrung in die Speiseröhre bezeichnet wird. Regelmässiges Erbrechen ist die Folge, was mit ebenso regelmässigem Füttern aufgefangen werden muss. Und dann ist da auch die Sache mit dem Schlafen. Durchschlafen geht nur selten. Und manchmal kommen auch noch die Schreiattacken dazu.

Und dennoch hat Andrin Glück im Unglück, denn seine Eltern müssen nicht um sein Leben fürchten. Bei vielen anderen Kindern ist das leider nicht so.

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Ziemlich genau zwei Jahre hat es gedauert, bis es klar war, was die eigentliche Ursache für Andrins Probleme ist. Bei der Geburt schien noch alles in Ordnung zu sein, doch bereits nach zwei Monaten fiel auf, dass der Kopf nicht mehr gewachsen ist und nach drei Monaten waren bereits erste Anzeichen des Schielens deutlich.

Dann startete die nicht mehr enden wollende Suche nach der richtigen Diagnose. Und als ob dies nicht schon genug anstrengend war, kam noch der Stress mit den Krankheitskosten dazu. Es war einiges an Überzeugungsarbeit bei IV und Krankenkasse notwendig, bis die Finanzierung aller Diagnosearbeiten geregelt war.

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Man muss nicht Superman sein, um wahrlich geliebt zu werden. Und Andrin macht es einem auch einfach. Er kuschelt gerne, lässt die Trotzphase aus und es besteht zwischen ihm und seinen Eltern eine ganz besonders nahe Beziehung.

Aber es ist schon schwierig. Der dauernde Schlafmangel und die fehlenden Freiräume strapazieren die Nerven von Anouk und Philipp ganz gewaltig. Und dennoch - und das beeindruckt Ralf ganz besonders - strahlen die beiden eine äusserst positive Energie aus. Wie ist das möglich? Einen grossen Anteil haben sicher die Grosseltern, Verwandten, Therapeuten und Freunde. Ohne sie geht’s nicht! Und manchmal hilft auch ein Glas Wein…

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Anouk und Philipp war es schon lange klar. Sie wollten sich nicht der Ohnmacht einer Krankheit hingeben, die kaum erforscht ist und für die es keine Therapien gibt. Darum haben sie mit anderen betroffenen Eltern beschlossen, eine eigene Stiftung in Europa zu gründen. Mit dieser soll die Erforschung des FOXG1-Syndroms unterstützt und forciert werden.

Ganz konkret soll die Arbeit von Prof. Corinne Houart in London vorangetrieben werden können. Wenn die finanziellen Ressourcen zur Verfügung stehen, könnte innerhalb von neun Monaten die Wirkung von bis zu 10’000 Medikamenten an Zebrafischen ausgetestet werden. Dafür benötigen wir CHF 150’000, respektive jetzt nur noch CHF 148’900! Ja, die ersten Spenden sind bereits eingegangen. Aber alles Schritt für Schritt. Die erste Hürde sind die CHF 30’000, die für die Gründung der Stiftung erforderlich sind.

Und wo soll das am Ende hinführen? Auch dazu haben Anouk und Philipp eine klare Meinung. Es geht ihnen nämlich nicht darum, das eigentliche Ziel der Medizin ins Zentrum zu rücken: die Lebenserhaltung. Es geht um Lebensqualität! Und wenn die Hilfe für Andrin zu spät kommt, dann soll dieses Projekt zumindest zukünftigen Betroffenen das geben , was wir uns alle wünschen. Eben: Lebensqualität!

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Warum? Warum wir? Ja natürlich haben sich Anouk und Philipp auch mit diesen Fragen auseinandergesetzt. Intensiv! Philipp ist Pragmatiker, er akzeptiert diese Situation als Laune der Natur. Anouk dagegen orientiert sich weniger an den streng naturwissenschaftlichen Lehren. Sie sieht in diesem Schicksal eher ein Prüfung. Aber warum sie? Na, weil sie es können. Ja, die beiden sehen sich in der Lage, diese Prüfung zu meistern. Sie sagen “Ja” zu Andrin und sie sagen “Ja” zum Leben.

Liebe Leser, die ihr dieses Kapitel bis zum Schluss gelesen habt. Vielen Dank, dass Ihr uns Eure Zeit schenkt. Aber gell, es tut auch ab und zu gut, sich zu besinnen, was wirklich wichtig ist im Leben.

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KAPITEL 3

... wenn man seine Neugierde ausleben kann. Was ist denn das für ein Rascheln? Was kann man mit diesem Handy so anstellen? Ja, Andrin lebt im Moment und er liebt es, sich inmitten einer harmonischen Gesellschaft zu bewegen.

Ist das nicht interessant? Denn obwohl Andrin aufgrund eines Gendefekts in seinen Lernfähigkeiten eingeschränkt ist, benötigt er kein teures Coaching, um die Vergangenheit und die Zukunft ausblenden und sich dem hier und heute erfreuen zu können.

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… wenn wir von allem immer mehr bekommen. So ist es nun mal. Denn wir sind derart konditioniert, dass uns Stillstand nicht glücklich macht. Nicht bei der Arbeit. Nicht in unserem klassischen materiellen Denken. Und auch in der Beziehung sind wir nicht gut darin, das “hier und heute” wertschätzen zu können.

Ebenso messen und vergleichen wir uns wahnsinnig gern. Und es macht uns glücklich, wenn wir erkennen, dass wir das bessere Los gezogen haben oder die bessere Leistung erbracht haben. Für alles gibt es einen “Benchmark”. Für den Job sowieso. Aber auch für die Liebe. Ja, Tinder macht einem das Leben auch nicht wirklich einfacher.

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… wenn wir uns auf neue Situationen einstellen können. Zweifelsohne ist dies ein wesentliches Merkmal der menschlichen Rasse. Dabei hindert uns eigentlich nur die Frage, wie es hätte sein können, wenn es anders gekommen wäre.

Und genau da haben viele Behinderte einen Vorteil. Denn dadurch, dass sie sich das womöglich bessere gar nicht vorstellen können, fällt es ihnen leicht, aus den gegebenen Rahmenbedingungen das Beste zu machen. So auch Andrin!

Behinderte sind in der Regel also gar nicht unglücklicher als du und ich. Im Fachjargon wird deshalb vom "Disability Paradox” gesprochen und es existieren zahlreiche Forschungs-Publikationen dazu. Für diesen Beitrag besonders inspirierend war übrigens ein Kommentar aus den BBC News.

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… wenn wir keine Schmerzen leiden müssen. Logisch. Und das unterscheidet Andrin von uns “Normalos” in keiner Weise. Aus einer subjektiven Betrachtung kann Andrin ein genau so erfülltes Leben führen wie du und ich. Die Bedingung ist einfach, dass es sein Körper zulässt, Energie in Form von Nahrung zu sich zu nehmen und dass natürliche Erholungszyklen (Schlaf) möglich sind.

Und genau dafür setzt sich U1k ein. Genau dafür sollen Forschungsprojekte unterstützt werden. Damit Andrin die Chance hat, ein glückliches Leben zu führen. Auch wenn es anders verläuft als deines oder meines.

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… wenn es gelingt, Menschen mit unserer Geschichte mitzureissen. Und wisst ihr was? Im Moment sind wir gerade extrem glücklich! Wir hätten nie gedacht, dass wir noch vor Antritt unserer Reise so nah dran sind, mit unserem Spendensaldo die fünfstellige Franken-Marke zu knacken.

Aktuell sind Spenden im Gesamtbetrag von CHF 9’357.56 eingegangen! Wahnsinn! Es fällt uns darum echt nicht leicht, unsere Emotionen und unsere Dankbarkeit mit den richtigen Worten zu umschreiben. Merci vielmal!

Und weil wir ja bekanntermassen derart konditioniert sind, dass wir immer besser werden wollen, unterstützen wir ab jetzt auch TWINT im Sinne eines vereinfachten Spendenprozesses. Ja ok, war auch an der Zeit… Unter “Extras” findest du diesen neuen Zahlweg.

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KAPITEL 4

Morgen ist es soweit. Das ist jetzt aber wieder furchtbar schnell gegangen. Zu schnell, findet der Bünzli aus dem Aargau. Denn dieser wollte seine Vespa eigentlich nochmals in den Service bringen. Aber bei der Reiseplanung wurde eines schnell klar: Philipp ist ein "Gfrörli". Für die Nicht-Schweizer: das ist jemand, der schnell einmal ins Jammern kommt, wenn es etwas kälter wird. Und dann gibt es natürlich auch noch andere Rahmenbedingungen, die auf unsere Reiseplanung eingewirkt haben.

Jetzt geht es also los! Sind wir parat? Wir meinen, das ist die falsche Frage. Wir starten einfach mal und schauen dann…

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Zugegeben, eine U1k-Reise im Detail zu planen ist schon etwas grenzwertig. Schliesslich wollen wir ja unsere "Spontan-Lösungsfähigkeiten" unter Beweis stellen. Aber dieses Mal möchten wir eben auch das eine und andere FOXGI-Kind kennenlernen. Darum ein Minimum an Struktur. Denn die Menschen, die uns erwarten, wollen auch ein bisschen planen können. Besonders gespannt sind wir übrigens über unseren morgigen Empfang. Ich denke, wir werden bereits etwas zu berichten haben. So sieht nun unsere Route aus:

> Tag 1: Würenlos – Greifensee – Stuttgart
> Tag 2: Stuttgart – Heidelberg
>Tag 3: Heidelberg – Luxemburg
> Tag 4: Luxemburg – Brüssel
> Tag 5: Brüssel – Calais
> Tag 6: Calais – Brighton
> Tag 7: Brighton – Devizes
>Tag 8: Devizes – London
> Tag 9: Besuch Prof. Corinne Houart
>Tag 10: Party Saturday
> Tag 11: London – Zürich


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Damit die Stiftung zugunsten der FOXG1-Forschung gegründet werden kann, benötigen Philipp und Anouk 30'000 Franken. Zum Startzeitpunkt unserer Reisen haben wir bereits die Hälfte zusammen. Genau genommen sind es im Moment 15'763 Franken. Ist das nicht wahnsinnig? Wir sind unglaublich dankbar!

Nun ist es ja bekanntlich Ralf, der diesen Blog füttert und der Herrscher über das Geschriebene ist. Und Ralf – also ich – scheut auch nicht davor zurück, Philipp zu "dissen", da dieser mit dem Schreiben von Dankeskarten noch in Verzug ist. Okay, ich selber bin es auch. Aber wir holen es nach. Versprochen!

Und, was denkst du? Werden wir es schaffen, den Betrag zu verdoppeln? Ist schon ein etwas hoch gestecktes Ziel. Aber träumen ist ja erlaubt…

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Lieber Andrin, unsere Reise ist dir gewidmet. Am Sonntag hast du deinen dritten Geburtstag gefeiert. Eine Party war angesagt inmitten der Familie und den nächsten Freunden. Aber du hast im letzten halben Jahr noch viel mehr Freunde gewonnen, die dich unterstützen wollen. Glücklich schaust du in die Kamera, als ob du begreifen würdest, was da alles um dich herum geschieht...
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Philipp, mein liebenswürdiger schussliger Partner aus dem Züribiet, ich hab schon wieder ein Déjà Vu. Während ich am Schreiben bin, schickst du mir ein WhatsApp und informierst mich, dass du grad deinen Fahrzeugausweis suchst. Trotz der Dynamik der heutigen Zeit – einiges bleibt stabil. Hat nicht die allererste U1k-Reise so gestartet? Wir wollten damals mit dem alten Volvo losfahren, als Manuel, mein Partner der ersten U1k-Stunde sich der durchaus berechtigten Frage widmete, wo wohl der Fahrzeugausweis steckt… Viel Glück beim Suchen, Philipp!

Und sonst? Packen halt! Und darüber nachdenken, was wohl vergessen geht. Als ob wir auf diese Frage in diesem Moment eine gescheite Antwort finden würden…

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KAPITEL 5

Zuletzt die Probleme der SBB. Und nun U1k! Was ist eigentlich los mit der Schweizer Pünktlichkeit? Alles war vorbereitet. Alle waren da – nur wir nicht. 16:30 hätten wir ankommen sollen. Mit einer Stunde Verspätung sind wir dann eingetrudelt.

Was ist passiert? Nun, wir könnten jetzt an dieser Stelle locker über den Stau berichten, der uns vor Stuttgart und in Ludwigsburg arg ausgebremst hat. Wenn wir aber ehrlich sind, dann müssen schon einmal mehr in der Geschichte von U1k feststellen, dass ein bisschen Planung doch noch nützlich gewesen wäre. Eigentlich hätten wir ja nur am Vorabend einmal Google Maps starten müssen, um ein Gefühl zu bekommen, was es heisst, mit den Vespas von Würenlos nach Kirchheim am Neckar zu reisen. Jetzt einfach bitte nicht "Typisch!" sagen…

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'Da wird wohl niemand mehr da sein, wenn wir kommen', dachten wir. Falsch! Wir haben die Menschen, die uns empfangen haben, nicht gezählt. Aber es waren viele. Und der Applaus war wunderbar und aufbauend! Wir wurden auch von der Lokalpresse interviewt. Gleich zwei Lokalzeitungen werden über uns berichten. Gut so! Die ganze Welt soll von FOXG1 erfahren!

Es war ein riesiges Fest. Viele Kinder waren da, auch einige Foxies. Unsere Vespas sind in dieser Runde natürlich sehr gut angekommen. Das absolute Highlight war aber der Kaffeewagen von Tina! Der hat nicht nur super feinen Kaffee produziert, sondern einiges an Einnahmen zugunsten der FOXG1-Stiftung generiert.

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Also, von Würenlos bis Kirchheim am Neckar sind es etwa 290km. Da anno 2019 schon damit zu rechnen ist, dass man sich die Strasse mit anderen Verkehrsteilnehmern teilen muss, wäre ein Zeitbudget von mindestens 6.5 Stunden angemessen.

Neben dieser bahnbrechenden Erkenntnis wissen wir nun auch, dass einem schon irgendwann mal der Rucksack schmerzt und mehr als 6 Stunden auf der Vespa muss man an einem Tag eigentlich auch nicht verbringen. Das meint auch das Tomtom-Navi, das nach etwa 6 Stunden den Geist aufgegeben hat.

Wir wollen jetzt aber nicht jammern, schliesslich hat es auch nur sehr kurz geregnet, aber doch genug lang, dass wir ab jetzt nur noch trockenes Wetter einplanen. Und kälter muss es übrigens auch nicht werden…

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Die Aufgeklärten werden uns beipflichten. Und die noch nicht Aufgeklärten sind sicher dankbar, dass sie endlich erfahren, dass eine Vespa kein Roller ist. Sonst wärs ja keine Vespa, sondern ein Roller. Ist doch eigentlich logisch. Der Unterschied? Ganz einfach: eine Vespa hat Charakter! Dank diesem hat sich an Philipps Vespa auch das Problem mit dem Gaskabel von ganz alleine gelöst. Und dass das Teil einfach mal von sich aus laut herausbrüllt, ist ja schliesslich auch ein Zeichen von Charakter. Und lustig war es zudem, als Philipp beim Start am Lichtsignal ein kleines Hüpferchen gemacht hat.

Ansonsten haben diese Maschinen ganz zuverlässig vor sich hergebrummt. Eigenartig ist vielleicht, dass den Berg hoch Philipps Machina massiv besser gezogen hat. Dafür hat meine einen Katalysator und ich muss deshalb ein viel weniger schlechtes Gewissen haben…

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KAPITEL 6

Gestern Abend wurden wir von Cédric und Tina wahrlich fürstlich bewirtet. Gekocht wurde nach kamerunischer Tradition, der Heimat von Cédric. Am heutigen Morgen gingen die Gespräche mit Tina dann weiter. Wir sind erstaunt, wieviel Energie diese Frau aufzubringen vermag. Neben der doch intensiven Zuwendung, die sie für ihren kleinen Foxie aufbringt, engagiert sie sich intensiv, um das FOXG1-Syndrom bekannt zu machen.

Tina hat den deutschen Verein "FOXG1 Deutschland e.V." gegründet. Darüber hinaus scheut sie keinen Aufwand, um mehr über diese Krankheit zu erfahren. Mit Reisen zu Kongressen in San Diego und Birmingham hat sie sich überzeugen lassen, dass es richtig ist, in die Erforschung dieses Gendefekts zu investieren. Dass sie mittlerweile auch das molekularbiologische Alphabet versteht, wird deutlich, wenn man ihren Artikel über die Zebrafische liest, der bald im Momo-Magazin erscheinen wird.

Ich frage Tina nach ihrem Lebensmotto. Wie aus der Pistole geschossen kommt: Be different. Und ein bisschen später schiebt sie dann noch ein weiteres Statement nach: Life is all about how you handle plan B. Da sag ich nur: I like!

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Kyle ist sieben Jahre alt. Er hat, wie Andrin, das FOXG1-Syndrom. Kyle hat starke Schluckbeschwerden. Bereits ein kleines Klümpchen im Brei löst bei ihm den Würg-Reflex aus. Dies macht es schwierig, ihm die notwendigen Nährstoffe zuzuführen. Im Moment wiegt er gerademal 16 Kilogramm.

Mama entwickelt sich deshalb zu Dr. Mama. Bei der Suche nach therapeutischen Hilfsmitteln hat Tina schon vieles versucht. Bewährt haben sich am Ende chinesische Gewürzmischungen. Dank diesen kann Kyle seit einem Jahr durchschlafen. Bei der Suche nach der Rezeptur ist man übrigens den Prinzipien der Chinesischen Organuhr gefolgt.

Kyle hat einen geregelten Tagesablauf. Er geht jeden Tag in die Körperbehindertenschule. Dort teilt er sich die Klasse mit sechs anderen behinderten Kindern. Gearbeitet wird auch mit Therapiehunden. Da kommt denn auch kein Zweifel auf, welchen Hund Kyle am liebsten mag. Aha, Kyle kommuniziert schon mit uns, wenn auch nicht mit Worten.

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Heute standen lediglich 80 Kilometer auf dem Programm. Da wird jetzt auch mal der Weg zum Ziel. Statt sich wie gestern stundenlang auf einer Schnellstrasse von gestressten Autofahrern überholen lassen zu müssen, hatten wir heute die Nebenstrassen fast für uns alleine.

Vorbei ging es an pittoresken Weinreben und Apfelplantagen. Und das erst noch bei gutem Wetter! Klar musste der Wein auch gleich degustiert werden, am besten bei einem üppigen Mittagessen. Das alles und nette Gespräche mit dem Nachbarstisch gab es in der Besenwirtschaft Reblaus in Malsch. Und ganz nach dem Motto "Jede Situation eine Akquisition" hat Philipp denn auch seine Flyer verteilt.

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Lange ist es her, seit ich bei einem Software-Haus gearbeitet habe, dessen Europäisches Headoffice in Heidelberg stationiert war. Da habe ich einiges gelernt, vor allem die folgende Kombination: Wenig Schlaf, viel Alkohol und gleichzeitig nichts aus dem lokalen Office verraten.

Ähnlich lang ist es bei Philipp her. Also geht es heute Abend wohl darum, herauszufinden, welche Bars von damals noch existieren…

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KAPITEL 7

Unsere heutige Reiseroute wäre eigentlich echt schön gewesen, wenn es schön gewesen wäre. Aber im U1k-Manifest ist es auch so festgehalten: Die Reise muss uns aus der Comfort Zone holen. Was sind wir erleichtert, dass wir dieses Kriterium nach dem heutigen Tag abhaken können. Es hat geregnet. So richtig! Auf die Redewendung 'Es hat nur einmal geregnet' wollen wir aber dennoch verzichten. Es hat nämlich zweimal geregnet. Die Regenpause war denn auch perfekt getimed. Es war genau dann trocken, als wir im Mc Donalds unsere Körper wieder auf normale Betriebstemperatur gebracht haben.

Unterwegs versuchten wir übrigens noch in Sachen Nässeschutz etwas aufzurüsten. Vergeblich. Und dann hat es 50 Kilometer vor der luxemburgischen Grenze so richtig runtergelassen. Immerhin war es eine gute Gelegenheit, unter dem nassen Helmvisier das komplette Fluch-Repertoire zu repetieren.

Ein wenig Mitleid hatte der Wettergott mit uns dann aber doch noch. In Luxemburg wurden wir glatt mit ein paar Sonnenstrahlen willkommen geheissen. Genuss pur!

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Und wieder dürfen wir den Spendenstand gehörig nach oben korrigieren! Diesmal auch dank eines neuen Sponsors. Merci vielmal, Prospective, für die grossartige Unterstützung. Aktuell haben wir 17'857 Franken auf unserem Spendenkonto.

Wir haben uns also jetzt unseren Ausgang wahrlich verdient...
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Fertig gejammert! Es gibt schliesslich auch ein paar positive News zu berichten. Wir haben nämlich einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt. Ja echt – der Tacho auf dem Navi hat uns einmal 86 km/h zugestanden. Ich habs ja gesagt. Eine Vespa hat Charakter. Die mag Regen auch nicht und will so schnell wie möglich da weg.

Zweiter Rekord: Noch niemals zuvor habe ich an einem Tag so viele Kilometer im zweiten Gang gemacht. Na ja, das Navi hat ab und an mal einen Weg für uns ausgesucht, der ganz schön steil (und auch ganz schön eng) war.

Dritter Rekord: Noch niemals zuvor haben wir uns an einem Tag mit so vielen Mensch angefeindet. Die werden wohl nicht spenden. Die, die hätten schneller fahren können, wären wir, oder besser gesagt, ich nicht im Weg gestanden.

Vierter Rekord: Philipp hat es doch glatt geschafft, dreimal (oder noch mehr?) beim Start an der Ampel seine Vespa abzuwürgen. Sorry, Philipp, für den Diss, aber dein Angebot, den Berg hoch mich anschieben zu wollen, war auch fies ;-) ...

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Es ist ihr Lächeln! Audrey, die Mama von Romy, musste keinen Moment nachdenken, als ich sie gefragt habe, was ihr im Zusammenleben mit dem kleinen Foxie-Girl am meisten Freude bereitet. Für Jean-Pierre, den Papi, ist es das Erlebnis, gemeinsam immer wieder ganz bewusst neues zu entdecken.

Romy, die im Januar drei Jahre alt wird, ist einzigartig. Okay, jeder Mensch ist einzigartig. Aber Romy ist das einzige Kind in Luxemburg, dem das FOXG1-Syndrom diagnostiziert wurde. Wir treffen die junge Familie in einer ruhigen Bar in der Luxemburger Altstadt. Zu viel Lärm setzt Romy unter Stress.

Auf der anderen Seite sprachen wir natürlich auch über die Schattenseiten, die das Leben mit dem FOXG1-Syndrom mit sich bringt. Es ist die Unsicherheit, meint Audrey, denn es gibt so viele Fragen, auf die es keine Antwort gibt. Und es ist immer die Angst vor dem nächsten Tag und die Frage, was dieser wohl bringen wird. Und natürlich auch die Nächte, in denen Romy im wieder aufwacht. Aber man lernt, damit umzugehen. Wirklich? Ja klar, denn Audrey und Jean-Pierre sagen 'Ja' zu diesem Leben. Die Liebe gibt einem schliesslich so viel zurück.

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Wäre er da, der Grand Duke, wäre die Fahne auf seinem Palast gehisst worden. Das ist sie aber nicht. Dafür hatten wir mit Audrey und Jean-Pierre "Private Guides", die uns die hübschesten Plätzchen der Altstadt von Luxemburg gezeigt haben. Oh, das hätte Manuel, dem Mitgründer von U1k und passioniertem Fotographen, auch gefallen.

Leider ist eine U1k-Reise kein Ponyhof. Am Abend stehen ja noch Hausaufgaben an. Darum müsste man eigentlich schon nochmals kommen und dann ein bisschen mehr Zeit einplanen.

Und der aktuelle Spendenstand? Verraten wir heute nicht. Es ist ja schliesslich auch Samstag. Die Bank hat zu und Philipp meckert grad, dass er das Ferien-Feeling vermisst. Heute wollen wir euch aber auch nicht mit dem aktuellen Spendenstand ködern. Heute ziehen wir  unsere Mitleidtour durch..

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KAPITEL 8

Heute ging es von Luxemburg nach Brüssel. Das sind auf Nebenstrassen so gegen 240 Kilometer. Das ist ein bisschen mehr, als wir ursprünglich geplant haben. Zeitlich sind es knapp fünf Stunden. Das liegt signifikant über unserer Ersteinschätzung. Wir haben die Distanzen unterschätzt, darum mussten wir heute ein klein wenig korrigieren. Den Besuch bei der FOXG1-Familie in der Nähe von Brüssel mussten wir absagen.

Während der ganzen Strecke weist uns Susi den Weg. Susi, das ist technisch gesprochen das iPhone Navi, welches mit einem kleinen stylischen Bildschirm am Lenker verbunden ist. Susi passt zu unseren Vespas. Susi hat Charakter. Sie führt uns in total abgelegene Ortschaften, über Strassen, an denen maximal zwei Vespas kreuzen können und über Hügel rauf und runter. Und manchmal hat Susi auch keine Lust mehr. Dann verweigert sie einfach und überlässt uns unserem Schicksal…

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Während drei Tagen 700 Kilometer zurücklegen – dafür ist eine Vespa perfekt designt. Ab Tag vier – das stellten Philipp und ich heute fest – bauen sich Beziehungsprobleme zwischen einem ganz spezifischen Körperteil und dem Vespasitz auf. Ein bisschen weniger umständlich formuliert: heute hat uns der Arsch bereits nach einer Stunde richtig weh getan. Und auch Schulter und Rucksack-Riemen vertragen sich nicht mehr so gut.

Immerhin hat es heute nur einen kurzen Moment richtig geschifft. Frisch war es trotzdem. Eine längere Mittagspause war darum angesagt, um uns wieder aus der Unterkühlung zu holen.

Die halbe Distanz nach London haben wir nun geschafft. Ein bisschen Respekt haben wir aber schon, wie das mit dem Frieren, dem Hintern und der Schulter weitergeht…

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Brüssel riecht nach Waffeln. Das haben wir schon auf der Vespa festgestellt, als wir unserem Hotel näherkamen. 'Näherkamen' ist übrigens die richtige Formulierung, weil so ganz nah kamen wir dem Hotel in der Fussgängerzone mit der Vespa ja nicht. Dafür schlafen wir so zentral, wie das nur möglich ist.

Aha – wir reservieren also unsere Hotels schon im Voraus (!). Ja wir geben es zu, zumindest für die letzten beiden Übernachtungen. Es ist uns bewusst, dass dies mit unserem Manifest nicht so gut vereinbar ist. Aber hey, lange Distanzen auf der Vespa zurücklegen, Menschen begegnen und dann immer noch den Tagesbericht schreiben. Seid bitte gnädig mit uns ;-) 

Zurück zur Nase. Wir finden schon, dass dieser dauernde Mitreisende total unterbewertet wird. Es wird wohl nicht nur der Geruch der Waffel sein, der uns später mal an unsere U1k-Reise zurückerinnern wird.

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Hey Philipp, das hast du super geplant! Wir sind genau am richtigen Wochenende in Brüssel angekommen. Denn der Grand-Place steht ganz im Zeichen des Belgischen Beer Weekends... 

Bier das mögen wir beide – darum muss dieser Bericht nun aber schnell zum Abschluss kommen…

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Gerade eben ist wieder ein WhatsApp mit einem Spendenhinweis eingetrudelt. Hey, das sind Momente, die uns immer wieder berühren. Es ist schon ziemlich cool, von so vielen Freunden umgeben zu sein.

Merci vielmal. Aktuell haben wir auf unserem Spendenkonto den Betrag von 17'857 Franken stehen. Wir haben keine Ahnung, wohin diese Reise noch führt. Wir sind aber schon jetzt sehr, sehr dankbar! Merci vielmal Euch allen!


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KAPITEL 9

Zuerst ist es uns nach der Abfahrt in Luxemburg aufgefallen. Dann beim Verlassen von Brüssel. Das, was wir unter Agglomeration verstehen, zieht mittlerweile schon weite Kreise. Es verging denn heute auch eine ganze Weile, bis wir ein stadtähnliches Gebiet hinter uns gelassen haben.

Auf einer Vespa nimmt man diese Region besonders wahr. Denn wir nahmen nicht die erstbeste Autobahn als Fluchtweg, um das schmucke Stadtzentrum von Brüssel hinter uns zu lassen. Und während wir uns von Lichtsignal zu Lichtsignal näher ins Land raus bewegten, kamen uns auch all die Diskussionen rund um die Zersiedlungsprobleme in den Sinn…

Und übrigens, wenn wir von Agglo sprechen, dann meinen wir das gar nicht so negativ, schliesslich wohnt Philipp in Greifensee und ich in Würenlos. Das ist weder richtig Stadt noch richtig Land…

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Heute wird nicht gejammert. Heute war ein sonniger Tag. Und – wen wunderts – mit Sonne fällt es einem leicht, die Fahrt, die Landschaften und die Atmosphäre der verschiedenen Ortschaften bewusst aufzunehmen.

Und manchmal hilft es auch, die Anweisungen von Susi (dem Navigationsgerät) zu verschlafen. Dann landet man nämlich plötzlich auf einem abgelegenen Strässchen und fährt an malerischen Windmühlen vorbei.

Und das Beste am Sonnenschein: die Temperatur war genau so, wie wir es immer geplant haben…

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Wenn man die schönen und spannenden Orte dieser Welt finden möchte, dann kann man es auf zwei Arten machen. Strategie 1: man recherchiert und plant. Strategie 2: man lässt es einfach geschehen und hat ab und zu Glück. Und genau mit dieser Strategie haben wir Diksmuide entdeckt.

Dem Erstbesucher dieser Stadt fällt zuerst mal der grosse Marktplatz ins Auge. Dabei spielt das Rathaus, seit 1999 UNESCO-Welterbe, eine grosse Rolle. Aber nicht nur, denn auch die gotische Sint-Niklaas-Kiche beeindruckt.

Dank eines kurzen Gesprächs mit einem Kellner und ein bisschen Wikipedia-Recherche erfahren wir, dass wir uns genau an der Front des ersten Weltkriegs befinden. Die Stadt wurde denn auch vollständig zerstört und in den 1920er Jahren wieder aufgebaut.

Aus der Geschichte zu lernen – das finden wir wichtig. Darum nehmen wir uns die Zeit und besuchen den sogenannten Totengang, ein Nachbau der Schützengräben aus der Zeit des ersten Weltkriegs. Der Besuch dieses Orts hinterlässt ein bedrückendes Gefühl. Aber so soll es ja auch sein.

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Also erstmals möchte ich in eigener Sache dem Würenloser Kulturkreis danken, der das Openair Kino in unserer hübschen Gemeinde organsiert hat. Ohne dieser Truppe hätte ich keine Ahnung von dem im Titel erwähnten Film. Für diejenigen, die ähnlich wie ich noch vor vier Wochen, unwissend sind: es geht um eine ziemlich lustige Verfilmung von den Vorurteilen der Franzosen gegenüber dem Norden ihres Landes.

Bei Bergues sind wir vorbeigefahren. Total unerschrocken hat es uns sogar noch ein bisschen weiter in den Norden verschlagen – bis nach Dunkerque. Von da aus sollte uns morgen eine Fähre nach Dover bringen.

Übernachtet wird in einem Hotel, das wir direkt angefahren haben, nachdem heute unsere Vespas wohl zum ersten Mai in ihrem Dasein das Meer gesehen haben. Wir sind bei der Zimmersuche aber nicht auf Anhieb fündig geworden. In einem ziemlich abef*** Hotel wurden wir abgewiesen. Keine Zimmer mehr frei – und das total ausserhalb der Hochsaison. Das fühlt sich grad ziemlich U1k-typisch an. Manuel und ich hatten nämlich dasselbe Erlebnis vor zwei Jahren in Debrecen (Ungarn).

Unser Zimmer ist übrigens sehr günstig und eigentlich ganz nett. Einziger Kritikpunkt: ich hätte es noch irgendwie geschätzt, wenn der Kübel im Badezimmer geleert worden wäre. Na was solls, jetzt weiss ich wenigstens, dass die Vormieter mit einem kleinen Baby unterwegs waren…

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KAPITEL 10

Normalerweise reise ich ja mit dem mir angetrauten Reisebüro und ich muss mich deshalb um nichts kümmern, was mit Reiselogistik zu tun hat. Jetzt bin ich aber mit Philipp unterwegs. Und der macht das auch ganz gut. Die Organisation der Fähre hat tipp-topp geklappt.

Neben unseren zwei Vespas durfte das Fährschiff noch zwei weitere Motorräder transportieren. Die waren aber ein bisschen grösser und die Fahrer in voller Ledermontur unterwegs. Die zwei Holländer haben und uns denn auch einen mitleidigen Blick zugeworfen, als sie erfahren haben, dass bei uns mehr als 85 km/h (mit Rückenwind und bergab) nicht drin liegen.

Zeit zu relaxen! Da wir im Moment mit durchschnittlich sechs Stunden Schlaf pro Tag auskommen müssen, war die Fährfahrt schon ein willkommener Anlass, diese Statistik ein klein wenig nach oben zu korrigieren...

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Die ersten Kilometer in England waren noch nicht sehr entspannt. Obwohl das Navi weiterhin darauf programmiert ist, Autobahnen zu meiden, sind wir auf einer zweispurigen Strasse gelandet, in der wir teilweise schon von ziemlich schnellen Autos überholt wurden.

Dann gings aber raus auf die Nebenstrassen. Und Südengland zeigt sich wieder von der Seite, die wir kennen. Die Strassen sind eng und kurvig und von hohem Gebüsch eingegrenzt. Es geht rauf und runter und das auf einem Belag, dem man auf einer Vespa besser Beachtung schenkt. Da fühlen sogar wir uns wie Rennfahrer …

Und als wir dann einen Fotostopp eingelegt haben, haben uns die Schafe angeschaut, wie wenn sie noch nie zwei Vespas oder zwei lustige Schweizer gesehen hätten.

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Geschichtsträchtig ist die Schlacht von Hastings, in der 1066 die französischen Normannen die Angelsachsen besiegt haben. Für mich aber noch viel bedeutsamer ist die Reise, die ich mit Karin, meiner Frau vor sehr, sehr langer Zeit hierhin unternommen habe. Das war noch vor unserer Hochzeit. Und diese liegt heute auf den Tag genau 25 Jahre zurück.

Liebe Karin, vielen Dank, dass du U1k unterstützt! Und noch viel mehr Dank für alles, was wir gemeinsam in den letzten 25 Jahren erleben durften. Alles Gute zur Silbernen Hochzeit!

Zu Ehren dieses Anlasses haben Philipp und ich in dieser Stadt einen kurzen Stopp eingelegt. Es war auch der richtige Zeitpunkt für ein kleines Bierchen. Dann ist plötzlich die Frage aufgekommen, ob wir überhaupt noch weiter nach Brighton fahren wolltn. Wir entschieden, dass wir das nicht wollten. Dafür gibts morgen wieder eine etwas längere Etappe...

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KAPITEL 11

Als erstes holten wir heute Vormittag das nach, was wir gestern nicht mehr geschafft haben. Wir machten einen Stopp in Brighton und einen kurzen Spaziergang auf dem Pier. Irgendwie hat man dabei das Gefühl, in die Vergangenheit einzutauchen. Diese Art der angebotenen Unterhaltung, also so ein Rummelplatz, erscheint nicht mehr sehr zeitgemäss. Und die ganze Stadt bestätigt diesen Eindruck. Sie hat die besten Zeiten hinter sich. Die Briten verbringen ihre Ferien halt mittlerweile lieber im Ausland.

Einen weiteren Halt haben wir in Arundel eingelegt. Da kommt bei jedem Fan von Schlössern und Burgen richtig Freude auf. Das Arundel Castle zählt nämlich zu den besterhaltenen aus dem Mittelalter. Ritter sehen wir keine, aber das hat wohl damit zu tun, dass uns der Eintrittspreis von 22£ doch etwas überteuert erschien.

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Was ist denn das? Diese Frage stellten wir uns, als uns Susi über Nebenstrassen nach Goodwood geführt hat. Da wird jetzt kräftig an der Vorbereitung für das "Good Revival" gearbeitet, welches nächstes Wochenende ausgetragen wird. Während drei Tagen messen sich wagemutige Menschen in ihren Boliden mit den Jahrgängen 1948 bis 66. Sogar einen Basler hats mit seinem Anhänger bis hierher verschlagen. Die ganze Veranstaltung ist übrigens riesig. 150'000 Menschen werden erwartet, viele davon haben jetzt schon ihren Trailer aufgestellt. Wir sind grad ein bisschen beeindruckt, finden aber unsere Vespas trotzdem noch cooler.

Es scheint, die ganze Gegend ist bereits von einem Geschwindigkeitsvirus befallen. Wir stellen dabei fest, dass hier typischerweise Range Rover gefahren wird. Und zwar schnell! Und überholt wird ziemlich wagemutig, was wir jedoch nicht immer lustig fanden. Pro Memoria: es hat geregnet und die Strecke war kurvig und eng.

Ach ja, bezüglich Regen wollen wir uns nicht beklagen. Es war zwar über lange Zeit ein feiner Rieselregen zu spüren, aber wir sind uns ja schlimmeres gewöhnt. Unsere Taschen würden diese Aussage so jedoch nicht bestätigen. Zum ersten Mal waren die getragenen Kleider trockener als diese in der Tasche…

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Er ist ein Sonnenschein! So habe ich ja aber auch über die anderen Foxies geschrieben. Ist das also einfach nur Plattitüde? Nein, ist es nicht. Foxies haben auf Grund ihres Gendefekts grosse Mühe zu lernen. Darum können sie sich auch nicht verstellen. Und genau diese ungewöhnliche Authentizität erkennt man in den Gesichtern dieser Kinder. Man muss sie einfach liebhaben.

Jai ist 11 Jahre alt. Er kann noch nicht sprechen. Seine Bedürfnisse ausdrucken kann er aber schon, zum Beispiel indem er seinen Blick dahin richtet, wo etwas in seinem Sinne passieren muss. Natürlich soll da aber in Zukunft noch mehr möglich sein. Zum Beispiel, indem er lernt bewusst einen Knopf zu drücken, wenn er Hilfe braucht.

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Konnie unterstützt die FOXG1 Bewegung. Sie pflegt Kontakte zur Presse und organisiert auch einen Artikel zu unserer Reise. Um auf den seltenen Gendefekt in der Breite aufmerksam zu machen, arbeitet sie aktuell an einem Film-Projekt. Aber nicht in der Amateur-Liga. Also nicht zu vergleichen mit den Filmlis von Philipp, obwohl die natürlich auch cool sind. Konnie macht das professionell, denn sie hat einen Hintergrund als Production Designer und auch bereits Erfahrungen als Regisseurin.

Konnie hat drei Kinder, gibt Yoga-Unterricht und arbeitet auch mit anderen Kindern, die ganz spezifische Bedürfnisse haben. Wie schafft sie das alles nur? Nun, sie ist nicht alleine. Sie erhält gute Unterstützung von Freunden und auch von der Sozialhilfe. Ohne das geht’s nicht. Sie schätzt diesen Support. Und sie schätzt den Moment und alles was das Leben lebenswert macht.

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KAPITEL 12

Ein letztes Mal hiess es heute, mindestens vier Stunden Fahrt auf uns zu nehmen. Gestartet sind wir auf einer Nebenstrasse. Die hügelige Landschaft ist fast kitschig schön. Militär sehen wir keines, obwohl man hier gemäss Beschilderung einigen Panzern begegnen könnte.

Ganz unterschiedlich haben die anderen Verkehrsteilnehmer auf uns reagiert. Da war zum einen der Lastwagen-Fahrer, der uns mit Lichthupe gekreuzt hat. Was bedeutet denn das? Also, falls hier die Polizei Geschwindigkeitskontrollen anstellen sollte, denn gibt’s mit uns echt kein Geld zu verdienen. Das wars aber nicht. Der LKW-Fahrer hatte einfach Freude an uns und bekundete diese mit einem ausgeprägten Daumen hoch.

Andere fanden uns weniger cool. Vor allem als wir nach einem Foto-Halt wieder auf die Strasse eingebogen bin, fanden sie uns (resp. mich) blöd. Obwohl ein bisschen Ausholen genügte, um uns überholen zu können…

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Wir hatten ja heute ein wenig zeitlichen Puffer. Das war die Gelegenheit! Also schnell das Handy zücken und schauen, wo es in der Nähe eine Gin Destillerie hatte. Philipp fand eine. Und nicht nur irgendeine, sondern grad die von Bombay Sapphire. Da steuerten wir dann natürlich total zielstrebig darauf zu.

100'000 Flaschen werden hier täglich abgefüllt. Davon kriegt man als Gast aber wenig mit. Hingegen war es schon mal spannend, sich einige Düfte reinzuziehen und die persönlichen Präferenzen auszuloten.

Und ja, natürlich haben wir auch degustiert – aber total diszipliniert. Nur einen…

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Stewart ist der letzte Foxie, den wir antreffen dürfen. Die Redewendung 'Glück im Unglück' trifft bei ihm besonders gut zu. Die genetische Mutation beeinträchtigt ihn weniger als viele andere Kinder, die vom FOXG1-Syndrom betroffen sind.

Stewart kann sprechen und gehen. Mit seinen 23 Jahren könnte er wohl in einem FOXG1-Ältestenrat Einsitz nehmen. Der älteste Foxie ist aber nicht. Es sind nur schon in Europa zwei noch ältere Menschen mit dem FOXG1-Syndrom diagnostiziert, einer in den dreissiger und einer in vierziger Jahren. Und das ist beruhigend!

Seine Krankheit wurde im Alter von 18 Jahren diagnostiziert. 18 Jahre Unsicherheit – das war alles andere als einfach für seine Eltern. Ebenfalls nicht einfach war es, die richtige Schule für ihn zu finden. Da nimmt man auch mal eine etwas längere Distanz in Kauf. Zeitweise wurden 150 Kilometer pro Tag mit ihm zurückgelegt.

Stewart braucht Unterstützung. Er gibt aber auch viel zurück. Und man wächst in der Begegnung mit ihm. Unter anderem lernt man von ihm Toleranz – eine Eigenschaft, die in der heutigen Zeit durchaus noch entwicklungsfähig ist…

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Wir verbringen einen wunderbaren Abend mit Judith, Ian und ihren Kindern in einem Pub. Judith ist die letzte FOXG1-Mama, die wir während unserer Reise antreffen. Zeit für ein kurzes Fazit. Und dieses ist ganz einfach zu ziehen, denn Judith ist eine weitere Power-Frau mit viel Energie.

Judith hat den FOXG1-Verein in UK mit zwei anderen Elternpaaren gegründet. Gegenüber dem Dachverein in den USA hatte sie eine Art Vermittlerrolle. Dabei kann sie mit gutem Gewissen feststellen, dass sich die Projekte in den USA und Europa gut ergänzen. Während die USA den Fokus stark auf die Genforschung legen, soll Europa im wesentlichen an Medikamenten arbeiten, um die Wirkungen von FOXG1 zu mildern.

Und wie viele andere FOXG1-Mamas auch, möchte Judith anderen Menschen helfen. Und sie lebt für den Moment und ist dankbar, für alles was dieser mit sich bringt.

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Und wieder hat sich in Sachen Spendenstand etwas getan. Und wieder sind wir "geflasht" von all der Unterstützung. Hey, wir haben bereits 22'203 Franken gesammelt. Das ist einfach nur niederschmetternd super-hammer geil!

Also wenn das so weiter geht, dann kommen wir jeden Tag unserem Zielbetrag von 30'000 Franken um 1k näher. Das heisst, wir sollten wohl noch 8 Tage anhängen...
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KAPITEL 13

London im prächtigsten Sonnenschein! Ist das jetzt eine göttliche Belohnung für unser Engagement? Für einmal ganz unbescheiden finden wir diese Erklärung eigentlich schon noch schlüssig.

Die letzten Kilometer – pardon, hier spricht man ja von Meilen – sind ein Klacks. Susi macht ihren Job und lotst uns irgendwie zum King's College. Von da aus ist es dann am Nachmittag auch nicht mehr weit zu unserem Guest House, wo uns ein hübsches, kleines Kellerabteil erwartet.

Unsere Vespas haben uns also nicht im Stich gelassen! Aber müde sind sie schon irgendwie. Philips Teil meldet sich regelmässig ab, wenn es nicht vorwärts geht. Und meine geliebte Kiste braucht beim Anfahren auch mehr Gas als sonst. Aber vielleicht liegt es ja einfach am englischen 2Takt-Öl, an welches sich unsere Italienischen Machinas erst gewöhnen müssen.

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Der Empfang von Corinne war sehr herzlich und unkompliziert. Auf der Website vom King's College wird sie als 'Professor of Developmental Neurobiology' vorgestellt. Wir holen uns etwas zu essen und plaudern dann in ihrem Büro. Dabei erfahren wir, dass sie sich schon immer für die Funktionsweise des menschlichen Gehirns interessiert und sich deshalb auch mit dem FOXG1 Gen auseinandergesetzt hat.

Judith – wir haben sie gestern getroffen – ist über die eine und andere Publikation von Corinne gestolpert. So haben also Corinne und die FOXG1-Community zusammengefunden.

Corinne möchte ihr Engagement in das FOXG1-Syndrom sehr gerne weiter intensivieren. Für die Kinder etwas tun zu können, ist schon eine sehr schöne Sache. In ihren Ausführungen schwingt deshalb auch sehr viel Leidenschaft mit.

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Ich bin es in meiner Projektarbeit gewöhnt, Erwartungen zu managen und keine voreiligen Versprechen zu machen. Corinne versteckt sich jedoch nicht hinter der Plattitüde, dass in der Forschung nichts planbar ist. Und das beeindruckt.

Ihr Ziel ist ganz klar abgesteckt. Innerhalb von drei Monaten könnten 10'000 Medikationskomponenten getestet werden. Die sind schon alle durch das FDA freigegeben. Es geht deshalb im Wesentlichen darum, diese einem weiteren Nutzen zuzuführen. Das kürzt den Weg zu einem markttauglichen Medikament massiv ab.

Zwei Medikamente sollten es ziemlich sicher sein, deren Wirksamkeit bei den Zebrafischen nachgewiesen werden kann. Vielleicht sind es aber auch 20. Und alle zielen darauf ab, das Leben mit dem FOXG1-Syndrom zu vereinfachen, resp. deren Symptome zu lindern.

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Mit 100'000 Stutz kann Corinne so richtig vorwärts machen. Das ist doch wirklich ein guter Deal! Aber warum sieht das die EU-Kommission nicht auch so und finanziert dieses Projekt über ihr nicht ganz kleines Geldtöpfchen für die Forschungsförderung? Die Antwort ist aus marktwirtschaftlicher Perspektive einfach. Es leiden noch zu wenig Menschen darunter.

Es ist halt wie immer. Wenn man sich nicht innerhalb der gewohnten Leitplanken unserer Gesellschaft befindet, dann hat man es nicht ganz leicht. Gut, dass es aber auch ausserhalb des Kreises von U1k-Spinnern viele Menschen gibt, die genau hier in die Bresche springen.

Corinne ist aber auch sehr ehrlich. Das Ergebnis ihrer Arbeit muss von der Pharma-Branche mitgetragen werden. Dies ist notwendig, damit abschliessende Tests finanziert werden und ein marktfähiges Medikament produziert werden kann. Wir verstehen, dass auch diese Phase wieder Überzeugungsarbeit erfordert, meinen aber 'cross the bridge when you get there'.

Zum Anfang
Nach dem Gespräch mit Corinne werden wir von Hannah, einer Doktorandin, durch das Labor geführt. Jetzt rächt es sich, dass ich mich in jüngeren Jahren wenig für Biologie interessiert habe. Aber es ist sehr spannend und wir schätzen es sehr, dass wir für einen kurzen Moment etwas Forschungsluft schnuppern dürfen.

Ohne entsprechende Hygienevorkehrungen wird aber niemand zu den Fischen vorgelassen. Nach einem kurzen Balanceakt auf einem Bein habe auch ich die Schuhüberzieher an. Die Hände müssen noch desinfiziert werden und mit Handschuhen geschützt werden. Schon wieder Handschuhe…

Wir sehen die Zebrafische in ihren Aquarien mit automatischem Fütterungsmechanismus und Hannah führt uns zu den FOXG1 Fischbehältern. Eine Box finden wir besonders interessant: sie enthält Fische mit der exakt gleichen Mutation, wie sie bei FOXG1-Kindern vorkommen und bildet somit die Realität ab. Sobald die Fische genügend alt sind, werden sie unter dem Mikroskop untersucht. Und das durften wir auch gleich selber ausprobieren.

Wow, das war cool! Und es gibt keinen Zweifel. Die uns anvertrauten Spenden sind in diesem Projekt richtig eingesetzt.

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Die Spannung steigt. Wo stehen wir jetzt mit dem Spendenstand? Wir finden, dass unsere Story noch ein bisschen Spannungsaufbau verträgt und verraten nichts.

Aber mindestens so spannend ist auch die Frage, ob Philipps Organisation klappt und unsere Vespas morgen für den Rücktransport abgeholt werden. Also so richtig entspannt bin ich nicht. Aber das wird sich im Laufe des Abends beim einen oder anderen Bier sicher noch ändern…

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EPILOG

Bye bye, Vespas! Ihr wart treue Begleiter. Nun trennen sich aber für etwa eine Woche unsere Wege. Wir nehmen morgen den Flieger, während ihr im Lieferwagen zurück in die Schweiz gefahren werdet.

Philipp hat das clever organisiert. Auf shiply.com hat er unser Transportanliegen ausgeschrieben und unter den Angeboten den (hoffentlich…) richtigen Partner ausgewählt. Und Philipp hat dabei auch meine totale Unentspanntheit gut ausgehalten. Ich hatte nämlich schon meine Fragezeichen, ob das gut kommt. Und dementsprechend habe ich mehr oder weniger subtilen Druck auf Philipp ausgeübt. Ich fand sogar, dass er das Rückflugticket erst dann kriegen soll, wenn alles unter Dach und Fach ist.

Der Transporteur war aber pünktlich da und ich fang an, mich zu entspannen. Wobei, so richtig entspannt werde ich erst dann sein, wenn ich meine geliebte Vespa in Zürich wieder in Empfang nehmen kann…

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Die letzten Tage durfte ich einige FOXG1-Eltern kennenlernen. Natürlich existiert eine grosse Verbundenheit unter diesen Menschen, die dasselbe Schicksal und dieselben Herausforderungen teilen. Regelmässiger Schlafmangel, dauernde Sorge um das Kind und der Umgang mit den teilweise unterschiedlichen Krankheitssymptomen sind nur einige dieser Facetten.

Und dennoch erlebe ich diese Menschen in der Begegnung sehr energetisch und sehr zuversichtlich. Und alle streben danach, sich aus der Gefangenschaft der Hilflosigkeit zu befreien und etwas für ihr Kind zu unternehmen. Ich begreife das gut. Denn auch ich versuche, zwar in einem anderen Kontext, meine Zukunft nie aus der Hand zu geben.

Über die Kinder gibt es nur eins zu sagen. Man muss sie einfach liebhaben. Denn ihnen steht die Ehrlichkeit sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben. Die Sonne geht auf, wenn sie einen anlachen. Dankbar denke ich auch an diese Begegnungen zurück…

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Jetzt wollen wir aber den Vorhang lüften! Achtung, Trommelwirbel! Das ist der Spendenstand am Ende unserer Reise:

24'253 Franken (!!!)

Fantastisch! Der Stiftungsgründung in Liechtenstein steht nichts mehr im Wege. Denn in Holland hat Bonnie, eine weitere FOXG1-Mama zu ihrem Geburtstag und in ihrem Geschäft ebenfalls Spenden gesammelt. So sind 6'680 Euro zusammengekommen. Das heisst, wir haben es gemeinsam geschafft und liegen über der Schwelle von 30'000 Franken. Auf gut Schweizerdeutsch: scho no geil!

Anouk und die anderen Mitglieder des Stiftungsrates sind deshalb bereits sehr fleissig. Die Statuten sind geschrieben und in Vernehmlassung. Das Bankkonto ist eröffnet und der formale Gründungsakt darf innerhalb den nächsten vier Wochen erwartet werden. Thumb up!

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Season 3 von U1k ist Geschichte. Wieder haben wir während unserer Reise sehr viele ermutigende Rückmeldungen erhalten. Unsere Bilanz kennt dabei zwei Währungen: die Spendenbilanz und die Energiebilanz. Zu der ersten haben alle untenstehenden Menschen und Institutionen beigetragen. Zu der zweiten Du, da wir Dich virtuell auf unsere Reise mitnehmen durften. Allen sagen wir nochmals Dankeschön. Und das von Herzen!

Adi B., Agnes S., Ana P., André + Gabriela M., Andri R., Audrey C. + Jean-Pierre I., Barbara H., Caterina R., Cecile R., Corina N., Cornelia G. + Patrick S., Daniel + Susanna I., Daniel N. + Seraina S., David L., Denise E., Edda R., Elvira + Dudley M., Erika B. + Heinz K., Evang. ref. Kirchgemeinde Kilchberg, Felix + Linda M., Frédéric B., Gian G., Ein Golf-Kollege, Guido Francesco M., Inge F., Irene H. + Rainer F., Irene P., Isabel K., Janine V., Johanna B., Jonas S., Jörg S., Julien H., Jürg E., Karin B., Karin P., Konrad E., Lilly J., Magdalena G., Marc M., Maria E., Marianne L., Markus P., Markus S, Marleina T., Martin W., Matthias D., Melanie + Christophe G., Mina B., Nicole F., Nicole S., Norma R., Peter E., Prospective Media Services, Ramona S., Rebecca K., Reto + Yasemin B., Reto V., Rita J., Roger Z., Rosemarie + Sven M., Simone P., Sina G., Sonja B., Stefan B., Stefan H., Stephanie C., Tatjana P., Theo + Käthy B., Thiébault B., Thomas + Brigitte H., Tidi + Geri R., Ulrich A., Urs + Doris W., Urs T., Ursi T., Ursin S., Viktoria G., Yvonne + Ivan Ä. und einige TWINT-Spender mehr, die wir nicht kennen...

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PARTY

Ja, der arme Philipp war schon etwas unter Druck. Er hatte Ausreiseverbot, falls  das mit dem Rücktransport der Vespas nicht klappen sollte.

Es hat aber geklappt. Über shiply.com haben wir einen sehr vertrauenswürdigen Transportunternehmer kennengelernt. Und der hat uns die Vespa bereits nach fünf Tagen in Greifensee abgeliefert. Ziemlich gerüttelt hat es wohl unterwegs. Dann kurz nachdem ich meine Kiste das erstemal in der Schweiz gestartet habe, war Greifensee eingehüllt in eine wunderbar weiss-blaue Wolke...

Ach ja, und der Philipp hat am Schluss noch ein cooles Video produziert und sich bei mir für die Dauerbefeuerung von Drohungen revanchiert. Fair enough ;-)
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Auch nach Abschluss unserer Reise durften wir noch Spenden entgegennehmen. Über 27k Franken sind es mittlerweile. Dem Gründungsakt der Stiftung steht also nichts im Weg. Und dieser wurde in den letzten Wochen mit Hochdruck vorangetrieben.

Die Statuten sind verabschiedet. Der Stiftungsrat ist formiert. Und die Stiftung hat einen Namen: FOXG1 Research Foundation, Liechtenstein.

Wir haben also wirklich allen Grund zum feiern und zum Danke sagen. Lasst uns gemeinsam den Erfolg geniessen!

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Work hard, party hard! Man kann darüber streiten, ob unser Projekt dem ersten Teil dieses Slogans entspricht. Dem zweiten Teil werden wir aber ganz sicher gerecht ;-)

Wir freuen uns extrem auf die U1k-Party!
Wann: Freitag, 8. November 2019
Wo: Barrio5 in Zürich
Anmelden: nicht zwingend, Nachricht an hello.u1k@gmail.com wird aber geschätzt.

Das geht ab:
  • 18:00 Türöffnung
  • 19:00 Benefiz-Konzert des sagenhaften Duos 'Fools at Heart'
  • 22:00 Party mit DJ. Lasst uns abtanzen!
  • Auswahl von 40 Rum-Sorten ...


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TWINT QR

Ganz einfach deine TWINT App starten, den QR Code scannen und den Spendenbetrag eingeben. Fertig!

Aber ACHTUNG! TWINT leitet uns keine Kundendaten weiter. Das heisst wir wissen nicht, bei wem wir uns bedanken dürfen. Das finden wir natürlich blöd. Darum bitten wir dich, uns kurz eine Notiz zukommen zu lassen. Ausser du möchtest wirklich anonym bleiben.
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PROLOG

"Wir haben es geschafft", sagten wir uns gegenseitig vor knapp einem Jahr an unserem letzten Abend in Odessa. Hinter uns lag nicht bloss eine Reise von 2’500km. Sondern auch ein Tag, den wir mit den Strassenkindern von Hope4Kids verbracht hatten. Unser Aufenthalt im Tageszentrum gab uns die Gelegenheit für ein langes Gespräch mit  der Gründerin Nicole Borisuk. Eine Frau, die ihr Leben darauf ausgerichtet hat, diesen Kindern zu helfen. Wir haben dabei viel gelernt. Über das Chaos im Land. Über Korruption. Über Gewalt in den Familien. Über Armut.

Und wir wurden bestätigt, dass das von uns gesammelte Geld genau am richtigen Ort und ohne Umwege direkt bei den betroffenen Menschen ankommt.
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«Vielen Dank, dass ich 10 Tage virtuell mit Euch mitreisen durfte!». Solche und ähnliche Kommentare haben wir für unsere täglichen Reiseberichte erhalten. Ein herzliches Dankeschön dafür.

Den wichtigsten Dank möchten wir nochmals unseren Freunden und Sponsoren aussprechen. Letztes Jahr ist ein Beitrag von über 10'000 Franken für das neu geplante Familienzentrum zusammengekommen. Grossartig, was man gemeinsam alles erreichen kann!

Einige Menschen haben uns aber auch etwas ganz anderes gegeben, nämlich ihre Zeit. Zum Beispiel in Form von Gesprächen, in denen unser Projekt ganz neue Impulse erhalten hat. So ist auch unser U1k-Manifest entstanden.
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Jetzt aber raus damit! Was haben wir dieses Jahr vor? Die Antwort – kurz und prägnant für den Liebhaber von unaussprechbaren Akronymen: U1kÖV. "U1k" muss sein, also "unter 1 Tausend". So viele Kilometer dürfen wir auf unserer Reise mit den Öffentlichen Verkehrsmittel zurücklegen. Und den Rest der ca. 2'500 Kilometer? Daumen rauf und hoffen, dass uns jemand mitnimmt! Zwei Freunde trampen – so wie früher…

Gestartet wird am Donnerstag, 25. Oktober 2018 an der Autobahnraststätte in Würenlos. Und dann? Kein Plan! Vielleicht mal an der Tankstelle rumhängen und Menschen ansprechen… Wir sind gespannt und auch ein klein wenig angespannt.

Das Ziel ist jedenfalls dasselbe wie letztes Jahr: Neun Tage später in Odassa ankommen und einen symbolischen Scheck aushändigen.


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Es trennen uns nicht mehr viele Wochen bis zum Start der Reise. Und dennoch ist diese noch nicht richtig in Sichtweite gerückt. Der Nebel des Alltags ist noch so dicht wie der Rauch eines Ukrainischen Kohlekraftwerks. Neben dem Job und unseren anderen Verpflichtungen ist es nicht immer leicht, all die U1k-Tasks zu erledigen, die wir uns vorgenommen haben.

Also Zweifel? Ja sicher. Aber hey, wir ziehen das durch und stürzen uns ein weiteres Mal in das Abenteuer. Raus aus der Komfortzone! Natürlich stellt sich dabei auch Vorfreude ein. Auf die vielen Begegnungen am Strassenrand und auf das, was wir auch gerne tun: fotografieren und schreiben.


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Im April durften wir viele U1k-Freunde in Baden begrüssen, nochmals auf unsere erste Reise zurückblicken und neue Spenden für dieses Jahr entgegennehmen. Für das Rahmenprogramm sorgten übrigens Naomi und Philip. Inmitten der Matura-Vorbereitungszeit haben sie ein super cooles Programm einstudiert und zweimal den ebenso coolen Jazzkeller der UnvermeidBar in Baden gefüllt. Eine Impression dazu gibt’s hier.

Unter einigen jungen Menschen wurde dann auch die Idee geboren, sich am U1k-Manifest zu orientieren und im Frühling nächstes Jahres eine solche Reise anzutreten. Wir sind gespannt!
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Die 10'000 Franken, die wir letztes Jahr in Odessa abliefern durften, haben uns sooo stolz gemacht. Dieses Jahr ist der Topf praktisch noch leer. Für die bisher eingesammelten 2'900 Franken bedanken wir uns schon jetzt. Aber es reicht noch lange nicht.

Stell Dir vor, wenn wir mit halbleeren Händen nach Odessa kommen. Siehst Du sie auch vor Dir? Diese traurigen Kindergesichter? Also hilf uns, damit wir keine Herzen brechen. Und uns nicht komplett zum Affen machen. Denn wir reissen uns (von Herzen gerne!) den Allerwertesten auf, damit wir Euch mit unserem täglichen Reisebericht ordentlich unterhalten können. Unser Lohn ist Eure Spende. Habt Dank!. 

Spendenkonto
CH92 8074 7000 0022 9263 8

Bankverbindung
Raiffeisenbank Würenlos
BC: 80747 / SWIFT-BIC: RAIFCH22747
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TAG 0 - MORGEN GEHT'S LOS

Nun ist es also soweit. Es geht los! Und es beschäftigt uns die Frage, ob die Idee, die vor ungefähr zehn Monaten bei ein, zwei Gin Tonics entstanden ist, eine wirklich gute war... 

Und unser Umfeld? Dieses zeigt sich besorgt. Entweder weil wir doch das eine oder andere Risiko eingehen. Oder weil sich schon die Frage aufdrängt, ob wir beide leicht verrückt und nicht mehr so ganz zurechnungsfähig sind. 

Dazu wollen wir im Moment aber lieber nicht Stellung nehmen...
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Also ganz entspannt beginnt der morgige Tag für Ralf ja nicht. Denn er will sich noch rasch in Bern einen Freigabe-Entscheid für ein Projekt abholen, das für seine Arbeit wichtig ist. Und falls dieser Entscheid negativ ausfällt? Na ja, am Mittag hat er wohl eh schon wieder ganz andere Probleme im Kopf ...

Und Manuel? Ja, der kann ausschlafen! Immerhin reduziert dies das Risiko, dass wir schon zu  Beginn der Reise den ersten Verzug einfahren, weil da ein Wecker nicht abgeht... ;-)

Einen Treffpunkt haben wir immerhin schon vereinbart: Um 11:38 am Bahnhof Killwangen-Spreitenbach. Dann noch schnell Karin abholen, damit sie uns beide zu unserem Startort, den "Fressbalken" Würenlos an der A1, bringen kann.

Was dann passiert - ja, das wüssten wir auch sehr gerne...



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Es gibt ja schon einen Grund, warum wir uns das Ganze antun. Wir streben – und da sind wir ganz Mensch – nach dem, was wir nicht haben. Wir wollen nämlich für 10 Tage aus dem Hamsterrad ausbrechen. 10 Tage ohne Plan. 10 Tage ohne Struktur. Was für ein Luxus in unserer heutigen Gesellschaft!

Mit anderen Worten: Für einmal wollen wir das Kontrollbedürfnis des Unternehmers oder Projektleiters im Zaum halten. Wir schaffen also eine Übungsanlage, in der uns nur das Grundvertrauen, dass es gut kommt, den Energiepegel hochhält. 

Aber eben – eigentlich neigen wir ja sonst schon lieber dazu, unser Schicksal selber zu kontrollieren. Also ein richtiges Wechselbad der Gefühle grad im Moment ...



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Seit letztem Samstag sind wir total fokussiert! Was kommt alles auf unsere Packliste? Und wovon können wir uns für 10 Tage trennen? Der Kreative bedient sich hierzu moderner Instrumente, während der bekennende Bünzli sich mit einem Task im Hinterkopf begnügt. Auf jedem Fall wichtig sind die folgenden Dinge:

o  Schoggi für Fahrer und Gastgeber
o  Schoggi für uns
o  Steckleiste für alle unsere Gadgets
o  Ausweiskopien (man weiss ja nie)
o  Manuels SIM Card aus der EU
o  Biwacksack für den Notfall

o  Ach was - wir gehen jetzt einfach...





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U1K SEASON 2

Diesmal lautete das Motto "U1KÖV". Season 2 sollte noch ein bisschen schwieriger werden, noch ein bisschen verrückter. Doch lies selbst!
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EPILOG

Im 19. Jahrhundert entnahm man dem Boden Sand- und Kalkstein, um daraus das heutige Odessa zu bauen. Diese Minen wurden im Laufe der Jahrzehnte über drei Ebenen angeordnet und ergeben heute die Katakomben Odessas.

Wir haben den Tag mit einer Privatführung in einem etwa 20 Kilometer entfernten Zugang zu den Tunnelsystemen gestartet. Nicole hat diese organisiert und während der Führung die Rolle der Übersetzerin übernommen. Dabei durften wir einiges über die Partisanenkämpfe zwischen 1941 und 44 erfahren und am Schluss noch das Museum der Heldenhaften Partisanen besuchen. 

Ach, was sind wir privilegiert... 
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Wir sehen, was mit unseren Spenden passsiert! 

Nicole und Slavic zeigen uns das erworbene Grundstück. Sie haben bereits vor vier Jahren dessen Potenzial erkannt, konnten günstig kaufen und profitieren davon, dass mittelweile das Gebiet mit Gas, Wasser und Elektrizität versorgt ist. Slavic ist sehr geschickt, wenn es darum geht, mit minimalen Mitteln ein Maximum zu erreichen.

Das Fundament für die Grundstücksmauer gelegt. Und dank Eurer Spenden kann die Mauer bis Ende Jahr gebaut werden. 

Das "Haus der Zuflucht" soll dann in spätestens drei Jahren fertiggestellt sein und den ersten Besuchern Hoffnung und Zuversicht geben. Wir sind sehr stolz, dazu einen kleinen Beitrag geleistet zu haben. 
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Raus aus der Komfortzone! Ja, auch wenn dieser Aufruf mittlerweile etwas abgedroschen erscheint, genau das wollten wir tun.

Nicht zu wissen, wohin uns der Tag führt, ist ungewohnt und nicht sehr angenehm. Andererseits verändert sich im Moment die Welt derart schnell, dass wir gezwungen sind zu lernen, uns immer wieder in unbekannten Gewässern zu bewähren. U1K 2018 war also in erster Linie eine grosse Lernreise für uns. 

Hätten wir es getan, wenn wir gewusst hätten, was uns alles erwartet? Vielleicht nicht. Und genau das wäre der grosse Fehler gewesen...

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"Diesmal dürfen wir uns aber im Rausch der Erlebnisse nicht gleich wieder zu einem neuen Commitment hinreissen lassen."

Dieses Anliegen platzierte Manuel gleich zu Beginn der diesjährigen Reise. Denn hinter ihm liegt ein anspruchsvolles Jahr, in dem das U1k-Projekt in starker Konkurrenz zu seinen anderen geschäftlichen und privaten Verpflichtungen stand.

Es ist gut so. Denn irgendwie glauben wir nicht daran, dieses Abenteuer nochmals toppen zu können. Und  wir wollen vermeiden, dass das ursprüngliche Träumen mehr und mehr durch Arbeit und Erfolgsdruck verdrängt wird.

Aber man soll auch niemals nie sagen...

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Irgendwann ist das letzte Bild geschossen, der letzte Satz geschrieben. Doch das letzte Wort gehört denen, die uns so unglaublich unterstützt haben. Eure ermutigenden Rückmeldungen haben uns die Energie für diese Episode 2 gegeben. Danke. Danke vielmal. Und damit schliessen wir. Punkt. 

UNSER SPONSOREN 2018:
Kira Reisen 
Raiffeisenbank Würenlos

UNSERE GÖNNER 2018:
Adi B., André + Gabriela M., Andi A., Andri R., Angelika + Jens D., Annina + Martin G., Anouk S., Axel H., Barbara L., Beat G., Benno E., Brigitte + Thomas H., Caroline W., Chantal H., Christoph E., David + Sonja L., Dominik Z., Doris + Urs W., Edith F., Erika S., Flo S., Fredy F., Frédéric B., Gabriela V., Hans O. + Ulla B., Heidi M., Heinz M., Helmuth F., Hubert N., Irene P., Jean-Marie F., Jonas S., Jörg S., Jost W., Julien H., Karin P., Kathrin + Martin B., Leonhardt B., Kurt H., Livia L., Manuela + Stephan F., Marc M., Marc S. + Renée S., Marco N., Marcus B., Markus S., Margarete P., Michael + Nicole L., Michael B., Michael H., Monika R., Nadja + Michael S., Patrick + Liliane S., Oliver G., Patrick + Karin B., Philipp + Anouk B., Philip P., Philippe N. + Catherine S., Rainer F. + Irene H., Ralf O., Ramona S., Rico J., Ruth S., Sieglinde D., Sonja B., Thomas R., Tom N., Ulrich A., Ulrich H., Urs B. + Sandra E., Vital + Laura M.
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U1K SEASON 1

Ursprünglich begann es mit einer Schnapsidee. Sie hiess «U1k». Wir – das sind Manuel und Ralf – träumten von einem gemeinsamen Roadtrip ans Schwarze Meer. Wir wollten darüber schreiben und Menschen erreichen. Wir wollten etwas Gutes tun und dafür Spendengelder sammeln. Wir taten es!

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Wie die Idee entstand

Manuel ist ein kreativer Chaot. Und Ralf kommt aus dem Aargau und ist bekennender Bünzli. An einem Abend im Dezember 2016 trafen sich die beiden zu einem unverfänglichen Abend, irgendwo im Zürcher Vergnügungsviertel. Doch was ist schon zu erwarten, wenn sich ein Designer und ein Ingenieur treffen? Die Antwort lautet kurz und prägnant: ‹U1K›. Oder in der Sprache der modernen Social Media-Gesellschaft: #u1k.

‹U1K› ist nicht einfach ein zufälliges Wortkonstrukt, das mit der mangelhaften Sprechmotorik der beiden Herren zu fortgeschrittener Stunde zu erklären wäre. Sondern es steht für “unter eintausend”. Und genau das ist unsere Maxime! Unter eintausend - soviel darf das Vehikel kosten, mit dem wir unser Projekt starten.


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Aha, zwei Ü40er (okay, einer der beiden ist ein prospektiver Ü50er), in Kombination mit ein paar Gin Tonics, offenbaren ihre infantile Seite und sprechen über Sehnsüchte.

Und plötzlich ist er da: der ultimative Handshake. Ein Deal – Alkohol hin oder her – der verpflichtet. Wir reden nicht nur drüber.

Wir tun es. Handshake!
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‹U1K› ist also aus der Sehnsucht entstanden, einmal auszubrechen und für einen Moment unsere kleine Schweizer Welt mit ihrem Speed und ihren hochentwickelten Strukturen und Technologien hinter sich zu lassen.

Und natürlich ist da auch die Lust nach dem Abenteuer. Aber nicht ein Abenteuer der Super-Coolen. Und auch nicht ein Abenteuer der Adrenalin-Junkies. Sondern eine Reise ins Ungewisse, deren Ziel der Weg ist. Authentisch soll er sein, belanglos darf er sein - unser persönlicher Road Movie.

Uns treibt die Neugier, an verlorenen Orten abzusteigen, die uns kein Tourismusbüro empfehlen wird. Eine Reise ohne Luxus und Spektakel. Stattdessen sehen, erleben, auf das zugehen, was da ist: Orte, Menschen, Kulturen. Einfach die Kontrastpunkte unserer Gesellschaft wahrnehmen und unsere Sinne für das Hier und Jetzt neu schärfen.
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Aber wo soll das sein? Wo ist der Ort, den niemand besucht? Der nicht auf tollen Facebook Ferienfotos auftaucht? Welcher Himmelsrichtung kehrt man beim Stichwort “Ferienplanung” wohl zuallererst den Rücken zu?

Wir dachten sofort an Osteuropa. Klar: Dort gibt es ebenfalls bekannte Tourismusdestinationen! Doch niemand macht dort eine Safari, wandelt auf dem Jakobsweg oder macht eine Tour mit Schwiegermutter und Wohnmobil.

Vielleicht schaffen wir es bis zum Schwarzen Meer? Aber wie reist man dahin? Was liegt dazwischen? An diesem denkwürdigen Abend hat sich rasch folgendes Szenario verdichtet:

• Wir reisen auf der Strasse und fahren Richtung Osten.
• Technische Hilfsmittel lassen wir für einmal zu Hause.
• Das Fahrzeug muss weniger als 1'000 Franken kosten.
• Am Ziel angekommen, darf das Ding dort stehen bleiben.
• Die Reise dauert ca. 10 Tage.

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Doch dann ist da auch die Idee, die Geschichte irgendwie festzuhalten, aufzubereiten, ja vielleicht sogar zu teilen? Ja, das auch. Also doch ein Kompromiss; Laptop und Kamera müssen mit. So viel Technik muss sein. Das heisst dann wohl auch Blog und Social Media und der ganze Kram? Na klar!

Aber wenn dann aber schon die ganze Welt an der Reise teilnehmen soll, dann müssen wir diese Energie anzapfen und mit etwas verknüpfen, dass der Reise einen Sinn gibt: Den guten Zweck! Und auch da haben wir schon konkrete Vorstellungen...

The journey has started!
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Die Geschichte hat begonnen

Ok, den Beginn unserer Geschichte mit einer Geburt gleichzusetzen ist jetzt vielleicht etwas gar pathetisch. Aber es fühlt sich gut an. Sehr gut! Es gibt sie also wirklich - die Menschen, die sich für unsere Geschichte interessieren.  

Diese Website ist nun zwei Monate alt. Und das Echo auf das erste Kapitel war sehr positiv. Das tut gut. Nicht weil wir extrem narzisstisch veranlagt wären (also in dieser Hinsicht würden wir uns als ziemlich durchschnittlich bezeichnen). Nein, es tut gut, weil wir uns selbst in einen Begeisterungssturm reinmanövriert haben. Die eine Fantasie jagt die nächste. Und dann bekommt man – kurz vor dem Start – plötzlich weiche Knie. Selbstzweifel und die Angst, zu versagen, haben die Anfangseuphorie abgelöst. Na ja, ganz untypisch ist dieser Verlauf für einen Neubeginn allerdings auch nicht.
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Ja, das ist ein Zitat von Oscar Wilde. Aber nein, wir haben sein Werk «Sätze und Lehren zum Gebrauch für die Jugend» nicht gelesen. Aber im googeln sind wir gut. Und eben auch darin, sich selber unter Druck zu setzen.  

Und plötzlich wich die Freude am Projekt der Angst zu versagen. Was für ein Versagen denn? Na ja, beschämend wär’s schon, wenn es nicht gelingt, ein paar Franken für einen guten Zweck zu sammeln. Und die Vorfreude auf vernichtende Kritik zu unseren Texten und Bildern hält sich auch einigermassen in Grenzen. Und wenn die Fahrt ins Ungewisse gar nichts hergibt? Über was wollen wir schreiben, wenn der Tag keine Geschichten liefert?

Also voll in die Eitelkeit-Falle getappt! Aber gut, dass wir zu zweit sind. Denn beim Duo «Chaot & Bünzli» hat (meistens) einer den Durchblick. Und dann ist sie auch schnell wieder da – die Neugierde und die Vorfreude und die Überzeugung, das Richtige zu tun.
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Wir wollen eine Geschichte erzählen, in Worten und Bildern. Freude am geschrieben Wort haben wir beide, in der Bildwelt gibt Manuel aber schon den Ton an.

Nun also wollten wir ein neues Kapitel schreiben, um die zwei Protagonisten vorzustellen – mit Bildern. Manuel hatte eine vage Idee im Hinterkopf. «Echli Dräck», etwa so muss sich U1K anfühlen. Also blieb nur noch die Suche nach einer Location.

Die Suche nach einem Schrotthändler hat uns nach Schlieren geführt. Und schon hat die Reise begonnen. Die erste Begegnung, die in unserem Erinnerungsvermögen hängen bleibt. Die Location schien perfekt. Nur der Eigentümer fands nicht so cool. Hey, wir sind in der Schweiz! Da sind ein paar abbruchreife Autos, die herumstehen und unsere Ordnungsliebe stören, einfach ein No Go!

Aber der Herr war neugierig, gab Tipps, die schliesslich sehr nützlich waren und er hat angefangen über sein Leben zu erzählen. Wär hätte das gedacht? Ein ehemaliger Schriftsetzer! Wie Manuel! Und plötzlich waren die beiden vertieft im Gespräch über Druckmaschinen und die Veränderungen im Printmarkt. Yep. Genau darum gehts. Begegnungen! Darum machen wir U1K.
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Es scheint sich zwischenzeitlich etwas abzuzeichnen. Auf der Suche nach potenziellen Projekten und Hilfswerken an unserer Enddestination «Schwarzes Meer» sind wir ausgerechnet in der NZZ auf einen Artikel gestossen. Er berichtet von der Not von Strassenkinder in Odessa.

Odessa ist die wichtigste Hafenstadt der Ukraine. Und weist leider auch eine der höchsten HIV-Infektionsraten in Europa auf. Offiziell sind etwa 11’000 HIV-Infizierte registriert. Experten gehen jedoch von bis zu 150'000 Fällen in der Ein-Millionen-Einwohner-Stadt aus. Viele haben insbesondere Angst vor den infizierten Kindern.

Ein erster Kontakt nach Odessa ist auch aufgebaut. Noch gibt es viel zu erfahren, aber bereits beeindruckt uns die Geschichte von den Menschen, die ihr Leben darauf ausrichten, den Ärmsten zu helfen. Das Gefühl, das sich dabei ausbreitet, ist aber mehr als Respekt. Denn wenn man mal nicht “wegschaut” und erkennt, welche Problemchen wir all unsere Energie hergeben, erfüllt es einem mit Scham. Aber hey, genau das wollen wir ja. Raus aus der Komfortzone und rein in eine neue Welt.

So long, Ralf & Manuel








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Der Zweck unserer Reise

Unsere Sinne waren schon etwas benebelt, als wir das Projekt U1K ins Leben gerufen haben. Der Alkohol hat das Seine dazu beigetragen. Ja der Alkohol – damit beginnt auch die Geschichte von Nicole Borisuk.

Der Vater trinkt, die Familie leidet. So hat Nicole ihre frühe Kindheit erlebt. Später, nachdem sie entschieden hat, ihr Leben auf die Sozialarbeit auszurichten, wird sie unzähligen Familien begegnen, in denen ebenfalls der Alkohol die Kontrolle übernommen und die Perspektive auf ein glückliches Leben zerstört hat.
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Nicole erzählt Ralf ihre Geschichte am Telefon in Odessa. Wir haben sie und ihr Projekt über unsere Netz gefunden. Nachdem Manuel den NZZ Artikel über Odessas Strassenkinder fand, machten wir uns auf die Suche nach diesem Hilfswerk, jedoch ohne Erfolg. Also suchten wir weiter, googelten uns voran.

Der Kontakt mit Nicole entstand erst zögerlich. Man habe schon hier und da Hilfsangebote erhalten, die aber nirgendwo hinführten. Aber auch wir wollten wissen, ob wir es mit einem seriösen Projekt zu tun haben. Unterdessen sind bereits einige Nachrichten und Anrufe hin- und hergegangen. Was wir von Nicole über ihre Arbeit erfahren haben, gibt uns die Gewissheit, die richtige Organisation gefunden zu haben. Wir sind aufgeregt, aber auch betroffen.



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Nicoles Vater schafft die Wende und kommt vom Alkohol los! Geholfen haben ihm Menschen, die sich dem christlichen Glauben zugewandt haben. Mit eben diesen Werten konnten sie ihn überzeugen. Der Vater hört auf zu trinken. Der Begriff «Nächstenliebe» gewinnt plötzlich Bedeutung. Und Nicole erlebt fortan Weihnachten umgeben von Menschen, die von ihrem Vater aufgenommen wurden, um zumindest für einen kurzen Moment etwas Glück zu erfahren.

Mal ehrlich! Wir, die Gutsituierten, die Erfolgreichen, wann haben wir eigentlich das letzte Mal dem Begriff «Nächstenliebe» ein Plätzchen eingeräumt... ?
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Nicole ist in der DDR aufgewachsen. Da hat sie Russisch gelernt. Studiert hat sie Sozialpädagogik. Mit diesem «Rucksack» ist sie 1996 im Alter von 21 Jahren das erste Mal in die Ukraine gereist, um ihr Praktikum aufzunehmen.

Am Bahnhof in Kiew  angekommen nimmt sie sofort die Strassenkinder wahr, die betteln oder sich dem Drogenkonsum hingegeben haben. Das also würde ihre Bestimmung werden! Sie schliesst zwei Jahre später das Studium in Deutschland ab, kehrt zurück in die Ukraine, verliebt und verheiratet sich. Und sie hat ihr Ziel nicht vergessen: Jungen Menschen auf der Strasse und in Not eine Chance bieten, um ein glückliches und geordnetes Leben aufzubauen.

Nicole setzt dabei, zusammen mit ihrem Mann und vielen Helfern, den Fokus auf Prävention: Da wo die Lebensumstände junge Menschen dazu verführen, den falschen Weg einzuschlagen, da ist sie mit ihrer Arbeit zur Stelle, verhindert womöglich Katastrophen, verhilft den Menschen zu einem sicheren Umfeld und zu einer Ausbildung. Viele Schicksale konnte sie so ins Gute wenden. Natürlich nicht alle. Auch damit mussten sie lernen umzugehen. Zwischenzeitlich gründen sie ein Hilfswerk: Lebendige Hoffnung e.V.
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Boris ist nicht sein wirklicher Name. Wir werden in unserer Geschichte grundsätzlich keine Namen und auch sonst keine persönliche Informationen zu den jungen Menschen ins Netz stellen.

Boris ist 9 Jahre alt und kommt vom Land. Schwierige Verhältnisse. Alkohol, Gewalt, Armut und ein unglücklicher Unfall, bei dem seine Hand verbrannt wurde. Leider haben Menschen wie Boris nur bedingt Zugang zur Medizin. Eine ungenügende Behandlung hat dazu geführt, dass seine Finger zusammenwuchsen. Der junge Mensch war bis vor kurzem entstellt und von Schmerzen geplagt.

Nicole kannte jemanden, der jemanden kannte. Und alle wollten sie helfen. Dennoch vergingen drei Jahre, bis Nicole über die Bürokratie triumphieren konnte. Wir haben mit Nicole telefoniert, als sie gerade in Deutschland war. Die Operation ist gut verlaufen. Boris hat wieder fünf Finger! Und Nicole hat auch die Geschwister und die Mutter von Boris aus dem Sumpf von Alkohol und Gewalt befreit und in Odessa in Sicherheit gebracht. So wie schon so viele zuvor. Kennen wir auch jemanden, der jemanden kennt? Dazu gleich mehr.
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Die Suche nach unserem Spendenzweck konkretisiert sich im Gespräch mit Odessa: Die Spende, die wir bei uns zusammen einsammeln, fliesst in eine Zufluchtsstätte für Kinder und Jugendliche in Not. Manchmal müssen auch ihre Mütter dort für eine Weile untergebracht werden, um den funktionierenden Teil der Familie nicht auseinander zu reissen. 

Das Land ist bereits gekauft. Als nächstes wird darauf eine Mauer gebaut. Dies ist in der ukrainischen Gesellschaft notwendig, um Besitzanspruch und Sicherheit zu gewährleisten. Immerhin dieses Mal ein sinnvolles Mauer-Projekt...

Mit unseren Spenden unterstützen wir also den Bau dieser Zufluchtsstätte. Für Jugendliche, die eine Chance verdienen. Für Frauen, die nicht länger misshandelt werden dürfen. Nun kommt zum ersten Mal unsere grosse Frage an Dich. Möchtest Du uns unterstützen? Wir träumen davon, am Ziel unserer Reise in Odessa Nicole und ihrem Team einen substantiellen Betrag für den Aufbau dieses geschützten Hauses überreichen können. Wir brechen Ende Oktober 2017 auf. 


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Nach der Party ist vor der Reise

Was war das für ein Fest! 80 Gäste durften wir begrüssen. Eine coole Location in Zürich war gefunden und der richtige DJ engagiert. Das Essen passte natürlich zu unserer Destination und der Wein stammte von Lenz Weinbau.

Dieser Party vorangegangen war ein runder Geburtstag von Ralf. Ja, ab jetzt zählt er offiziell zum Ü50-Segment - auch wenn er immer noch ein Kindskopf ist. Auf das Schenken von altersgerechten Früchtekörben wurde jedoch verzichtet. Stattdessen haben die Gäste gespendet.

Für einen ersten Party-Höhepunkt sorgten Jael Baumgartner und Michelle Ploner. Sie tanzten sich in die Herzen der Gäste und sorgten gleich für die richtige Stimmung. Contemporary Dance ist ihr Stil, moderner Ausdruckstanz also. Und sie haben auf ihre Weise das kommuniziert, worum es bei U1k geht. Menschen helfen. Und sich für eine gute Sache exponieren.

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Schon wieder Oscar Wilde. Den hätten wir besser gelesen, noch bevor wir uns in das Projekt gestürzt haben. Ja, wir müssen schon zugeben, dass unser Projekt zwischendrin auch richtig anstrengend war. Party-Termin finden, Location suchen und die Anmeldungsliste nachführen - all das sind Aktivitäten, denen wir mit mässig grosser Begeisterung nachgegangen sind. Und dann gab es auch den einen oder anderen Rückschlag, so dass  wir sogar einmal den Event in Frage stellen mussten.

Und schliesslich gab es auch Enttäuschungen. Zwar erhalten wir extrem viele positive Rückmeldungen auf unser Projekt - aber auch Ablehnung, Kritik und Desinteresse durften wir über uns ergehen lassen.


Und hey - wer hätte das gedacht - ohne ordentlichen Zeit- und Energieeinsatz wäre das Ganze nicht möglich. Und es bedingt das Verständnis unserer Partnerinnen, denen an dieser Stelle auch mal ein ganz herzliches Dankeschön gebührt.
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Take my hand. Take my whole life too.
For I can't help falling in love with you.

Dieser Song passt! Aber in Sachen Musik müssen sich die beiden Herren schon erst noch finden. Das heisst, das Zusammenstellen einer Playlist für das U1k-Autoradio (mit AUX-Eingang!) könnte zu einem grösseren Fight ausufern. Wir werden sehen.

Hingegen ist das Duo spontan ins Träumen geraten, als Naomi Rupp und Philip Ploner die ersten Töne angeschlagen haben. Und auch sonst war es plötzlich ganz still im Saal. Erst als Naomi nach dem sechsten Song noch eine Zugabe in Aussicht gestellt hat, wurde es wieder laut.

Danke, Naomi & Philip! Denn Ihr habt etwas ganz Wertvolles hergegeben: Eure Zeit. Dass ihr neben all Euren Matura-, IB- und anderen Verpflichtungen noch die Zeit gefunden habt, dieses Benefiz-Konzert einzustudieren, kann gar nicht hoch genug geschätzt werden.

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Danke! Danke! Danke! Es ist vollbracht! Ja, wir, die blutigen Anfänger im “Fundraising” hatten zu Beginn des Projektes ein verrücktes Ziel vor Augen. Wir dachten zu diesem Zeitpunkt, es wäre schon fantastisch, wenn es gelingen würde, für unseren guten Zweck einen fünfstelligen Frankenbetrag zusammen zu tragen. Und genau das haben wir jetzt erreicht. Yeah!

Dies war natürlich nur möglich, weil uns sehr viele Menschen geholfen haben. Sogar einige Unternehmen konnten wir für ein Sponsoring gewinnen. Zuallererst ist Parexa zu erwähnen. Während der Party durften wir den - in mehrerer Hinsicht - übergrossen Check entgegennehmen. Wir waren dann derart perplex, dass wir es sogar verpasst haben, diesen magischen Moment fotografisch festzuhalten. Wir sind halt wirklich keine Fundraising-Profis.

Eine weitere Verdankung geht an Kira-Reisen. Sie sponsoren den Gegenwert unserer Rückflüge. Und die AKB Brugg hat ebenfalls einen signifikanten Sponsoringbetrag zugesteuert. Last but not least seien alle Menschen, die uns auf privater Basis eine Spende zugunsten der Strassenkinder von Odessa zukommen liessen, an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt. Wir können sie gar nicht alle aufzählen. Nur eine Person wollen und können wir nicht verschweigen. Nicole Schmid! Deine Spende hat uns echt umgehauen. Für einmal sind wir sprachlos. Einfach nur danke! Euch allen: danke!
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Was für eine Freude! Es ist unser Baby! Ein Volvo 240, Jahrgang 1988. Dass wir für CHF u1k ein derart hübsches Auto kriegen, hätten wir nicht gedacht. Und kaum gehört er uns, fürchten wir schon den Moment des Abschieds...

Gekauft haben wir dieses Beauty bei der Garage Fehr in Oberhasli. Was haben wir für ein Glück, dass Thomas Fehr nicht rechnen kann ;-) Hätte er das getan und die neue Batterie, den zusätzlichen Radio (mit AUX-Anschluss, um den wir uns streiten können), den Frontgrill (der irgendwie gefehlt hat), den Decor-Streifen und all die Arbeit mit einkalkuliert, wäre es wohl nix geworden mit u1k! Hey Thomas, merci vielmal! Und allen Lesern sei gesagt: alte Volvos sind geil - und die gibts bei der Garage Fehr!

Und - ach ja - müssen wir jetzt auch noch schreiben, dass wir kurz vor der Fahrzeug-Einlösung eine ziemliche Panikattacke überstehen mussten, weil plötzlich nichts mehr so klar war und wir fürchten mussten, dass unsere Reise ins Wasser fällt? Ähm, nein! Und wie boshaft daraufhin Manuel Ralfs Nerven strapaziert hat, lässt sich auf einem kleinen Video auf unserer Facebook-Seite erkennen.

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Ein bisschen Planung muss sein - aber auch nicht zuviel, denn das tun wir ja sonst schon immer. Also, folgende Etappenziele haben wir uns mal zurecht gelegt:

• Walchwil, ZG - Würenlos, AG - Schwendau, Zillertal
• Graz, Steiermark
• Budapest, Ungarn
• ?
• Lemberg, Ukraine
• Odessa, Ukraine

Genau, das sind ja noch gar keine 10 Tage, d.h. wir haben noch Puffer. Und wo wird übernachtet? In Lemberg hat Manuel bereits ein Sofa organisiert. Und sonst? Keine Ahnung!
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Nichts mehr! Wir sind bereit. Und es sind nur noch wenige Tage bis zum 26.10. Dann geht’s los! Die Vorfreude ist riesig. Jetzt noch schnell alle Gadgets sortieren und ja kein Ladekabel vergessen!

Haben wir an was nicht gedacht? Für Hinweise sind wir dankbar. Am besten auf unserer Facebook-Seite:

https://www.facebook.com/u1k.ch
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TAG 1: WALCHWIL - WÜRENLOS - ZILLERTAL

Die Stelle neben Manuel im Bett ist leer. Und jetzt rumpelt es irgendwo im Haus. Das… das kann nur bedeuten, dass… VERSCHLAFEN! Oh nooo! Los, aus dem Bett, Zeit aufzuholen. Es ist schon bald acht, der Koffer noch leer und und die Wäsche hängt noch am Ständer.  

Während einer Stunde verwandelt sich alles in einen Wirbelsturm von Strassenkarten, Unterwäsche, USB Kabel und Akkupacks. Und dann losgeprescht – mit leerem Magen. Doch hey, die Sonne scheint!.
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Ralf's Handy läutet. Es ist Manuel. Er gibt einen ersten Statusbericht durch. Und was sagt er? Wir haben die erste Panne! Die Heizung - sie funktioniert nicht mehr... Ralf lacht. Hurra, wir haben etwas, über das wir berichten können. Manuel hingegen findet es gar nicht lustig. Aha, Manuel friert nicht gerne... 

Dreissig Minuten später - Manuel trifft in Würenlos ein. Und - Oh wunder - die Heizung funktioniert wieder! Yuppie - aber was war? Keine Ahnung - aber es ist halt wie in der Informatik. Frag einfach nicht, wenn und warum etwas funktioniert...

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We are ready! Für einen kurzen Moment zumindest denken wir das. Ähm, wo ist eigentlich der Fahrzeugausweis? Nicht mehr da, wo er immer war. WO IST DAS TEIL? Manuel denkt nach. Total analytisch. Ralf ist beeindruckt. Liegt er noch bei Manuel im Büro? Oder doch zu Hause? Ralf lacht schadenfroh: Futter für unser Story! Also auf nach Zug. Und tatsächlich, da liegt das miese Stück auf dem Büroschreibtisch.

Ja, der interessierte Leser unserer Geschichte fragt jetzt natürlich, warum Manu's Packliste dieses Malheur nicht verhindern konnte. Manus Packliste ist eben ein WORM-Medium (Write Once Read Never)...





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Zug liegt hinter uns, die Österreichische Grenze vor uns. Und jetzt? Was reden? Zugegebenermassen haben wir noch nicht ganz von unseren Alltagssorgen losgelassen. 

Vor uns fährt ein Militärfahrzeug mit einem grossen Treibstofftank und irgend einem kantigen Teil. Wir vermuten mal, dass dies ein Stromgenerator ist. Und wir bemerken, dass wir beide das Buch "Blackout" von Marc Elsberg gelesen haben. Düstere Aussichten für die Gesellschaft dominieren also das Gespräch. Bald sind wir auch bei der Frage, was uns Menschen von den selbstlernenden Maschinen in fünfzig Jahren noch unterscheidet. Hallo?? Ja, es ist Zeit, dass wir in einfachere Gegenden vorstossen...


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Unser erstes Etappenziel ist der Gasthof Neuwirt in Hippach, geführt von Christian Rauch, Cousin von Ralf. Ganz getreu unserer U1k-Regeln haben wir uns nicht vorangekündigt. Wir wollen schliesslich spontan sein. Und so stellen wir total spontan fest, dass der Gasthof im Moment geschlossen ist... Na ja, damit mussten wir ja auch rechnen - aber dies bereits am ersten Tag?

Eine Autominute später sind wir dann bei Ralfs Tante Rosa. Und bei Angela, Ralfs Cousine. Nach einem kurzen Schockmoment der beiden Damen werden wir total herzlich empfangen. Wenig später sind wir satt und auch die zwei (ziemlich gut gefüllten Gläser) Williams fühlen sich wohlig warm an... 

Ein schöner Abend! Und wir haben Internet! Und so ist der erste Reisetag schnell dokumentiert. Morgen gehts weiter nach Graz!

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TAG 2: ZILLERTAL - GRAZ

Ralf ist schon irgendwie komisch. Beispielsweise weil er in Würenlos wohnt. Also da, wo andere tanken, im Fressbalken irgendwas verspeisen  und dann möglichst schnell das Weite suchen (Bemerkung der Chefredaktion: Manu - du bist ein Banause...).
  
Aber Ralf stammt eigentlich gar nicht aus Würenlos. Sondern aus dem Reich der Össis. Die eine Hälfte seiner Sippe lebt im schönen Zillertal. Dort, auf dem Hof von der Rosa, sind wir heute Morgen erwacht. Die sprechen vielleicht komisch, die Zillertaler. Auf’s Frühstücksbrot hab’s Hunk. Genau, das hab ich mich auch gefragt. Schmeckt wie Honig, ist es auch!

Am Abend durften wir zu Gast bei Lotte und Hans sein – dazwischen viele Fahrstunden durch Regen und nochmals Regen. Doch sprachlich dasselbe Bild: Ralf war früher ein Schierngangerl und hat in seiner Kindheit gerne über dem Feuer gebratenen Kukuruz gegessen. Jemand? Ja? Nein? Also: Ralf war als Gör eine Petze und mochte Mais. Ha!
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Heute hat’s bloss einmal geregnet: Schnürlregen – also Bindfäden – die ganze Zeit! Dazwischen eine Landschaft nicht unähnlich der Schweiz. Ein Wäldchen, ein Blätz Wiese, mittendrin ein Gaden (für Ralf: Gaden = Stall). Daneben ein paar Rindviecher.

Die Dörfer jedoch sind anders. Ein Prise Disney, ein bisschen Schneewittchen, dazwischen Holzhacker Sepp. Für den ungeübten Österreich-Besucher wirkt das wie ein Themenpark: Eine grauselig-heimelige Mischung zwischen Twin Peaks und Alpen-Chalet-Chic. So präsentieren sich hier Tourismus- und Wintersport-Orte in der Zwischensaison.

Doch durch den Regen lässt sich auch eine grossartige Landschaft erahnen. Verschneite Gipfel, tosende Wasserfälle, dazwischen ein Regenbogen. «Franzl, da schau!», hät‘ die Sissi laut gejuchzt!
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Nirgends auf der Welt gibt es die besseren belegten Brötchen, als bei Frankowitsch in Graz, sagt zumindest Ralf. Manuel wagt nicht zu widersprechen. Er muss ja noch 9 Tage mit Ralf auskommen. 

Um 17:00 wird Lotte angerufen. Es soll eine Überraschung sein. Lotte ist 83 und Ralfs Tante. Sie ist aber vorgewarnt. Auch in Graz gibt es schliesslich Menschen, die auf Facebook aktiv sind. Darum bleibt der Schock aus und man einigt sich, jeweils drei Brötchen für sie und Hans mitzubringen.

Es ist ein lustiger Abend. Anschliessend geht's in die Jugendherberge. Total zentral und super frequentiert - also mit Blick auf den Hauptbahnhof. Und morgen wollen wir Budapest erreichen.

Zum Frankowitsch

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TAG 3: GRAZ - BUDAPEST

Hey, ist das eigentlich allen bewusst? Wir machen die Reise ohne Google Maps oder Navi! Wer hatte eigentlich diese doofe Idee? 

Mein Gott, ist das peinlich! Ralf, mit dem Handy in der Hand, fragt nach dem Weg zur Jugendherberge. Wir versuchen uns nicht vorzustellen, was die Leute über uns denken.

Aber immerhin. Ralf findet in Graz auf Anhieb den Weg von Andritz zur Neuen Welt. Hey, das ist nicht so einfach!

Ein bisschen weniger clever war es aber, der Beschilderung zu folgen, resp. sich darauf zu verlassen, dass H (für Ungarn) schon richtig ist. Budapest ist schliesslich in Ungarn. Grrr - gebt uns Google Maps zurück!
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Das Überfahren der innereuropäischen Grenzen ist vielleicht unspektakulär. Man merkt es kaum. Einzig das Schild, das darauf hinweist, dass wir jetzt in Ungarn sind und Strassen-Maut bezahlen müssen, gewinnt unsere Aufmerksamkeit.

Eigentlich finden wir ja, dass Vorbereitung überbewertet wird. Aber ok, jetzt wo wir grad eine Stelle passieren, an der uns gefühlte 100 Kameras abfotografieren, denken wir, es ist an der Zeit, uns mit den örtlichen Gegebenheiten auseinanderzusetzen. 

"Normales" googeln ist ja erlaubt. Und so lernen wir schnell, dass es in Ungarn die E-Maut gibt. Das heisst, man kauft eine "elektronische Vignette" über das Internet. Und das taten wir dann auch. Zehn Minuten, nachdem wir die Kontrollstelle passiert haben...


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Ein erster Bio-Break auf der Ungarischen Autobahn steht an. Manuel bittet Ralf, das Auto wieder von innen zu öffnen, wenn er zurück ist. Hä? Aha, abschliessen ist die Botschaft.

Ein wenig später sehen wir an diesem Rastplatz ein hübsches Schild, das uns zu verstehen gibt, dass es hier schon den einen oder anderen bösen Räuber gibt. 

Das finden wir total unethisch. Weil so einen hübschen alten Volvo ausräumen; das tut man einfach nicht. Und langsam macht sich - wir geben es zu - ein leicht mulmiges Gefühl breit.
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Ein scharfer, kalter Wind treibt uns vor sich he. Bald verdrückten wir uns in eine Kneipe, um einen Happen zu essen. Eine ungarische Ente lässt dafür ihr Leben.

Nachdem wir weiter um die Häuser zogen, mal hier einen Halt einlegten, mal da auf ein Glas vorbeischauten, standen wir zum Schluss vor dem Szimpla. 

Der Club ist ein katakombenartiges Labyrinth, welches sich über mehre alte Gebäude, Stockwerke und Durchgänge erstreckt. Die Einrichtung setzt sich aus Trödelkram und Fundstücken zusammen, die aus dem Bauch dieser riesigen Stadt wohl irgendwann mal ausgeschieden wurden und hier landeten. Auch das Publikum ist ein wilder Mix von Jung und Alt, aus allen Teilen der Welt. Es wird getanzt, gelacht und getrunken. Und für ein Moment steht die Zeit still.

Um halb waren wir im Bett. Und heute, am Tag danach, fliessen die Gedanken etwas zäher... Aber bald geht's wieder los. Nächstes Ziel: Debrecen
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TAG 4 & 5: BUDAPEST - DEBRECEN - LWIW

Juhu, die beiden Herren konnten sich am Tag 4 doch noch entscheiden, wie die Reise weitergehen soll. Die Dame an der Hotel-Reception half ihnen dabei und empfahl als nächstes Etappenziel entweder Eger (da gibts Wein) oder Debrecen (das ist die zweitgrösste Stadt Ungarns). Wir entscheiden uns für  Debrecen - einfach weil diese Stadt näher an der Ukrainischen Grenze liegt.

Also raus aus der Stadt und rein in die Ungarische Tiefebene. Flach ist es hier, so richtig flach. Also flächer geht's eigentlich kaum. Finden wir das schön? Wiedermal sind sich die beiden uneinig. Ralf mag die Offenheit und Weitsicht, während Manuel sich lieber an Strukturen orientiert, geografische Strukturen notabene. Hügelanfang - Hügelende. Stimmt, zum Mountain-Biken ist diese Region auch eher ungeeignet.

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Rechtzeitig zum Sonnuntergang cruisen unsere wagemutigen Helden in Debrecen ein. Jetzt nur noch schnell ein Hotel suchen und dann rein in das Nachtleben dieser pulsierenden Studentenstadt. So haben sie sich das zumindest vorgestellt...

Wo zum Teufel hat es aber hier ein Hotel? Die autofreie Innenstadt wird von allen Seiten eingekreist. Und ganz strukturiert werden alle umliegenden Strassen abgefahren. Nix! Google Maps? Tabu! Menschen fragen? Dann halt. Und die Menschen wollen helfen. Nur haben die eigentliche auch keine Ahnung. Wer sucht hier schon ein Hotel....

Also aussteigen und zu Fuss weitersuchen. Und bald werden wir auch fündig. Mit ein bisschen Glück. Später lesen wir dann auf Wikipedia, dass sich hier kaum ein Tourist verirrt. Hä? Immerhin finden wir noch eine Bar. Und in der Bar hat's doch tatsächlich ein paar junge Menschen. Niki, eine Kommunikations-Studentin erklärt uns dann auch, warum im Moment keine Studenten da sind. Nur der Schnaps wäre nicht notwendig gewesen. Mein Gott, war der grausig und Prost auf Ungarisch ist auch ein Zungenbrecher. 





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Heute ist es also soweit. Wir machen uns bereit und lesen noch ein bisschen was über die Einreise mit dem Auto. Aha, das gibt einen Eintrag in den Pass... Sch.... Wie kommen wir da wohl ohne Auto wieder raus? Darum noch schnell ein SMS an Nicole. Und die meldet sich rasch zurück. Ihr Mann wird uns dann attestieren, dass es die Kiste nicht mehr macht und deshalb in der Ukraine verschrottet werden muss. Wenn das nur gut geht...

Volomidir, den wir heute besuchen wollen, gibt uns dann noch ein paar Tipps, was die Route anbelangt. Das hilft und beruhigt die beiden Herren ein wenig, die auch schon cooler drauf waren...

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Wir wollen ja jetzt wirklich nicht politisch werden. Dass die EU-Aussengrenze gegen alles Böse von aussen geschützt werden muss, das verstehen wir ja noch irgendwie. Warum sich aber die Uniformierten an der Ungarischen Grenze so schwer tun, uns raus zu lassen, das erschliesst sich uns nicht auf Anhieb.

Darum waren wir umso erstaunter, dass die Uniformierten Frauen auf der Ukrainischen Seite so freundlich waren. Die Kontrolle unserer Pässe hat der Dame sogar ein Lächeln abgerungen. Was ist denn an unserem Pass so lustig? Egal! Wir Schweizer sind offensichtlich einfach etwas sonderbar...

Nach zwei Stunden waren wir durch und jammern... Von Nicole erfahren wir später, dass das eigentlich super-schnell war...


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Haben wir uns mal vorgenommen, nicht in der Nacht zu fahren? Dann hätten wir wohl früher aufstehen müssen... Die Fahrt zu Volomidir ist lange. Und es hat Berge! Und auch etwas Schnee. Das war blöd für den einen Lastwagen, der dann ziemlich schief in der Landschaft stand. Die Strassen waren dafür besser als angenommen und korrupte Polizisten haben uns auch keine angehalten.

Volomidir und seine Frau kommen aus der IT-Branche. Sie sprechen gut Englisch, so dass wir einiges über das Land kennenlernen durften. Natürlich hat uns dabei vorallem auch die Beziehung zu Russland interessiert. Dazu wollen wir dann noch mehr in Odessa erfahren.

Morgen gehts weiter nach Kiew. Die Routenplanung wird vorallem durch die Qualität der Strassen bestimmt...




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TAG 6: LWIW - BIBRKA - LWIW

... we knew we fucked up!

Also, Manuel und Ralf mögen den Katalysator an ihrem Auto, sie mögen die Umwelt, sie verstehen Ukrainisch weder in Schriftform noch in der gesprochenen Sprache und sie gehen davon aus, dass in einen Bleifrei-Tankstutzen kein Diesel-Teil reinpasst.

Mit anderen Worten: sie wählen grün. Leider falsch! Rot wäre gescheiter gewesen. Nach einem kurzen Versuch, das Auto zur Ausfahrt zu bewegen, ist alles klar: wir haben Diesel getankt. Oh holy shit!

Ralf, der ehemalige Tankwart ist grad in seinem Selbstbewusstsein leicht eingeknickt und auch Manuel ist sich bewusst: wir sind echte Deppen!

Und jetzt? Gute Frage! Wir sind in der Pampas. Alle Menschen um uns herum - ausser wir selbst - sprechen dieselbe Sprache und die Motivation uns zu helfen, hält sich hier auch einigermassen in Grenzen...




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Einen Roadtrip zu machen, ohne ein Auto, das fährt - hey das ist noch schwierig! Entsprechend ist unsere Stimmung grad einigermassen unentspannt...

Das ist jetzt also die Situation, die katalysierenden Charakter hat und schonungslos aufzeigt, wie schnell Manuel und Ralf in den zickigen Modus umstellen und sich gegenseitig runter ziehen.

Immerhin, beide haben die Prophezeiungen von Celestine gelesen und kennen das Spiel mit der Energie. Manuels Strategie: ein Riegel Schoggi. Ralfs Strategie: ein Spaziergang durch den naheliegenden Friedhof.

Und beiden ist bewusst, dass die Situation nicht allzu dramatisch ist. Im schlimmsten Fall lassen wir jetzt das Auto hier und nehmen Zug oder Flieger auf Odessa. Aber es gibt ja noch die berechtigte Hoffnung, dass dieser "Worst Case" gar nicht eintritt. Und unsere Freunde aus dem Volvo Fan Corner machen uns Mut...


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Endlich! Das Abschlepp-Auto trifft ein und der Fahrer - juhui - spricht Englisch! Was für ein Lichtblick. Das Auto wurde übrigens durch unseren Freund Volodymyr aus Lwiw organisiert. Der lokale Mechaniker hatte nämlich keine Lust, das Telefon abzunehmen und noch weniger Bock, uns aus dieser misslichen Situation zu befreien...

Der Fahrer - oh wir kennen nichtmal seinen Namen - macht uns Mut. Diesel steckt ein Benziner locker weg - das wird schon wieder. Und ganz, ganz schnell tanken wir wieder Zuversicht...

Einzig, als wir in eine gottverlassene Gegend einbiegen, fangen Manuel und Ralf an, lustige Mafia-Fantasien auszutauschen...



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Ähm, wo genau fahren wir jetzt hin? fragt Ralf den Fahrer. Die Antwort: zum Mechaniker. Leider erkennen Manuel und Ralf nur eine kaum befahrbare Naturstrasse. Und sonst? Nicht wirklich viel...

Sollten wir nicht besser eine etwas grössere Garage anpeilen, möchte Ralf wissen. Nicht ganz ohne Zweifel...

Irgendwann geht ein Tor auf. Ein Mann im Overall begrüsst uns (genau: etwa so ein Teil, das Ralf in seiner Lehre getragen hat). Und er lacht uns herzhaft aus. OK, hier sind wir schon richtig!
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Oleg öffnet die Garage und die Tür zur Lounge neben der Garage. Und wir kriegen Tee, Kekse und Früchte. Mein Gott, sind die Menschen hier nett.

Oleg stellt uns seinen Hund vor: Aish (oder so). Und er erzählt die traurige Geschichte dieses Hundes. Oleg ist Tierfreund. Und wir erzählen von unserer Mission, die Strassenkinder von Odessa zu unterstützen. Oleg ist beeindruckt. Und wir sind - echt das ist jetzt kein Scherz - echt berührt von dieser Begegnung.

Was haben wir für ein Glück, dass wir grün gewählt haben und diese Menschen hier kennen lernen durften. Das Abenteuer U1k - das heisst unter anderem Vorurteile abzubauen. Hey, ihr da draussen - es gibt durchaus Gründe, uns nachzuahmen...
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Die Mechaniker hier sind übrigens nicht nur nett, sie sind auch hochgradig professionell. Wir haben wirklich Glück gehabt.

Alles wird gründlich gereinigt. Die Jungs machen ihre Sache richtig gut. Und irgendein Bote bringt aus der Stadt einen neuen Benzinfilter hierher.

Ralf hat seine Automechaniker-Lehre zwischen 1983 und 87 absolviert. In dieser Zeit hat er regelmässig Zündkerzen ersetzt. Aber noch nie hat er ein Ultraschall- Zündkerzen-Reinigungsgerät von nahe gesehen. Ja genau, hier wird nicht einfach alles ersetzt. Hier wird noch repariert und gepflegt. Und wir erkennen und bedauern, dass uns diese Werte in unserer Gesellschaft zünftig abhanden gekommen sind.

Auch wenn es schon dunkel ist, wir freuen uns natürlich extrem, dass unser Baby wieder schnurrt. Ok, jetzt nur noch unseren Bargeld-Engpass managen und dann Hotel und Dinner suchen...
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TAG 7: LWIW - KIEW

Um es vorweg zu nehmen: Tag 7 verläuft pannenfrei! Darum haben wir Zeit, während der Fahrt etwas in Wikipedia über die Ukrainie zu lesen. Das heisst; Ralf liest weil Manu fährt und schon Lesevorsprung hat...

Etwas bleibt uns hängen. Das Bruttoinlandprodukt der Ukraine erreichte im Jahr 2012 weniger als 70% des Wertes von 1990, als das Land sich von der Sowjetunion löste. Das erklärt, was wir zu sehen glauben, wenn wir durch das Land fahren: Zerfall und verwaiste Dörfer. Übrigens sank seit der Unabhängigkeit der Ukraine auch die Einwohnerzahl um mehr als 6.25 Mio. Menschen. Heftig!

Also kein Wunder, dass viele Menschen im Land der "guten alten Zeit" nachtrauern. Aber das tun wir ja auch bei uns sehr gerne...


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Wow, die Menschen, die in Kiew regelmässig mit dem Auto unterwegs sind, sind hart im nehmen!

Kurz vor Kiew dachten wir noch, dass wir es wieder einmal vor Einbruch der Dunkelheit schaffen, in ein Hotel einzukehren. Diese für uns typisch kindliche Vorstellung löste sich jedoch schnell in Luft auf, als wir ca. 15km vor dem Kiewer Zentrum von Autos eingekeilt wurden. Für die nächsten 7km brauchten wir dann weit mehr als eine Stunde... Wir gaben auf und steuerten auf das nächste Hotel zu, zwar nicht im Zentrum, dafür kommen wir raus aus dieser Stau-Hölle...

Wo sind hier eigentlich die Verkehrsplaner geblieben? Um Himmels willen, da geht ja in Sachen Mobilität gar nix mehr. Und Busse und Taxis müssen sich ja auch die dieselbe Strasse teilen. 
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Sie heben sich gewaltig vom Gesamtbild ab; diese prächtigen Kirchen. Vor allem fallen uns natürlich die kugelförmigen Spitzen ins Auge, die silbrig oder messingfarben glänzen. Wir einigen uns schnell auf den Begriff "Disco-Kugeln", um auf diese visuelle Attraktion aufmerksam zu machen. 

Finden wir das jetzt schön oder kitschig? Egal, wir stehen ja eh ein wenig auf Kitsch und ziehen uns gleich nach dem Nachtessen die Stimmung, welche das Kloster St. Michael verbreitet, ein. Die nächste Foto-Session gab's dann bei der St.Andreas Kirche, am Rande der Altstadt. Uns gefällts!
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Noch wollten sich keine korrupten Polizisten an uns bereichern. Wir sind also glücklicher unterwegs, als Roy Gerber vor einigen Jahren. Von Volodymyr haben wir denn auch erfahren, dass es seit ca. zwei Jahren eine „neue Polizei" gibt – eine, die nicht korrupt ist. Das finden wir zwar beruhigend, verstehen aber noch nicht ganz, wie man eine Polizei 2.0 installiert....  

Dass es schon noch einiges zu tun gibt, sehen wir in Kiew. Im Zentrum finden wir eine bewachte Zeltstadt. Wir fassen Mut und fragen einen uniformierten Mann am Eingang des Areals. Er spricht Englisch und erklärt uns, dass es sich hier um einen friedlichen Protest gegen die korrupten Machenschaften in der Regierung handelt. Hmh, dieses Land hat noch einige Herausforderungen zu bewältigen...
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Diese gewaltigen Bauten in Kiew fazinieren uns. Leider bleibt uns an diesem Abend nur ein kurzer Spaziergang durch die Innenstadt. Natürlich ist uns auch bewusst, was von wenigen Jahren auf dem Maidan-Platz geschehen ist. Aber eigentlich wollen wir noch mehr von dieser Stadt kennenlernen!

Wir wollen also zurückkehren. Aber wie gewinnen wir unsere Frauen dazu, mal einen gemeinsamen Städtetrip hierher zu machen? Hmm – wir müssen uns wohl mal eine Strategie überlegen...


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TAG 8 & 9: KIEW - ODESSA

So schlimm ist's ja gar nicht, meinte Manuel noch eben und sprach damit die Strassenverhältnisse in der Ukraine an. Das war etwas voreilig...

Wenn die Lastwagen auf der Autobahn zwischen Kiew und Odessa die linke Spur wählen, dann hat es einen Grund. Sie weichen den Löchern auf der rechten Fahrspur aus, deren Verursacher übrigens sie selber sind. Natürlich wollen wir in dieser Situation überholen und tun das auch. Und wir fühlen uns dabei wie moderne Cowboys. Links ein Lastwagen, vorne ein Lastwagen und unter uns Fahrbahnlöcher, die unserem armen Volvo derart wehtun, dass wir es hören...

Zu diesem Zeitpunkt hatten wir aber noch überhaupt keine Ahnung, wie es sich anfühlen wird, wenn wir auf Petrivka zusteuern. Und auch da treffen wir die bösen Verursacher der Misere, d.h. total überladene Lastwagen, die die Nebenstrasse dazu nutzen, den Polizeikontrollen auszuweichen. 

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Wir treffen im Tageszentrum ein. Und schnell werden wir von vielen Kindern mit einem begeisterten Winken begrüsst.

Höchste Zeit für ein Fotoshooting. Es ist schliesslich auch das letzte Mal, dass wir unser Auto bei Tageslicht sehen. Aber das blenden wir im Moment aus und konzentrieren uns auf die Energie, die von all diesen Kindern ausgeht. Wir haben das Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben.
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Auf der Fahrt nach Petrivka lernen vor Nicole einiges über das Dorf und die sehr schwierigen Verhältnisse, die hier vorherrschen. Wir sind - einmal mehr - beeindruckt, wie strukturiert Nicole vorging, um die Kinder hier Schritt für Schritt aus der dringendsten Not zu holen. 

Bei unserer Ankunft ist sofort klar, dass wir sehnsüchtig erwartet werden. Denn heute ist ein spezielles Fest, an dem die Kinder die wohlverdiente Belohnung für ihre positiven Taten erhalten werden. Und ein bisschen aufgedreht sind sie auch, weil sie Besuch von zwei leicht eigenartigen Männern erhalten...

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Vor dem Essen wird gebetet. Anschliessend wird geschöpft. Es gibt ein Würstchen, Gemüse und Kartoffelstock - alles natürlich frisch zubereitet.

Es ist köstlich! Und alle geniessen sichtlich das Essen. Wir auch. Und es fällt auf, mit welcher Ruhe - ja schon fast Andacht - das Mahl verzehrt wird. 

Irgendwie haben wir das in der Schweiz anders in Erinnerung. Ist es nicht so, dass bei uns die Essenszeit manchmal mehr als Störung denn als Genuss empfunden wird? Schliesslich sind wir in dieser Zeit quasi offline... Hier ist ein sättigendes Mahl keine Selbstverständlichkeit. Einige der Kinder aus ärmsten Verhältnissen nehmen denn auch noch ein bisschen Brot mit nach Hause.

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Coop mit seinen Super-Punkten funktioniert genauso effektiv, wie Nicole's Punktesystem, mit welchem die guten Taten der Kinder belohnt werden. 

Heute wird abgerechnet. Es gibt einen Marktplatz, dessen Artikel mit Punkten versehen sind. Dann wird gelost und die Reihenfolge der Kinder bestimmt, die ihre Punkte in Belohnungen umwandeln können. Besonders hoch im Kurs sind übrigens Schuhe. Und dann gibts natürlich auch cooles Spielzeug und feine Naschereien.

Und es gibt natürlich auch eine Punktesiegerin - aber dazu später...


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Also, die Punktesiegerin ist Vikka. Und weil sich Vikka so positiv hervorgetan hat und auch eine umwerfend gewinnende Ausstrahlung hat, ist sie die Richtige für GPS.

Wer an der U1k-Party war, mag sich erinnern. Manuels Mama hat Ralf einen kleinen, herzigen Talisman geschenkt. Er heisst GPS und hat die Aufgabe, die beidern Herren sicher nach Odessa zu führen. OK, einmal an einer Tankstelle hat GPS gepennt - aber sonst war er uns eine treuer und geschätzter Begleiter.

Und jetzt ist es an der Zeit, von GPS loszulassen. So wollte es schliesslich auch Manuels Mama. Und GPS wandert in die Arme von Vikka.

Und Vikkas Reaktion? Sie hat uns beide umgehauen. So herzlich wie sie uns umarmt und sich bedankt und nachher noch gewinkt hat. Oups, die beiden Herren zeigen Emotion!

Was für ein Tag! Wir sind beeindruckt von der Arbeit hier und wir sind ein klein wenig stolz, etwas wirklich Richtiges gemacht zu haben...
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TAG 10: ODESSA

Oh, ist das spannend; wir befinden uns inmitten des Flohmarktes in Odessa. Das ist U1k in Reinkultur! Für unter 1'000 Ukrainische Hrywnja (das sind ca. 40 CHF) gehört einem hier nämlich die halbe Welt. Es gibt alles, was das Herz begehrt (oder auch nicht wirklich begehrt).

Manu ist knapp dran, eine Matrosenmütze zu kaufen. Leider zu klein. Schade, sie steht ihm gut! Es gibt auch coole Computer, so richtig klassische 90er-Modelle. Und alte Fremdwährungen. Und Hunde. Viele Hunde…  

Uns interessieren aber die Menschen hier mindestens so sehr. Manu hat deshalb seinen Fotoapparat immer in Stellung und zwar so, dass es niemand merken sollte. Und es sind ein paar ganz gute Aufnahmen dabei!
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Ein Frachthafen übt auf uns beide eine grosse Faszination aus. Neben der hochgradig spannenden Logistik ist dieser Ort für uns Inbegriff der grossen, weiten Welt.

Deshalb wird wieder kräftig fotografiert. Wir fokussieren uns auf die Technik, d.h. Lastkräne und solches Zeugs. Aber – wir sind ehrlich – nicht nur. Denn es gibt auch zahlreiche Mädchen-Gruppen hier, in der Regel im Kampf-Selfie-Modus. Wovon sie wohl träumen?
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Die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit in Odessa ist eine Treppe. Ja genau, eine Treppe! Bekannt wurde diese im Film "Panzerkreuzer Potemkin" von Sergei Eisenstein aus dem Jahre 1925. 

Wir haben nicht gezählt aber gemäss Wikipedia besteht die Treppe aus 192 Stufen. Gebaut wurde sie Mitte des 19. Jahrhunderts. Oben angekommen ist man direkt im Stadtzentrum. Ab da spürt man die Partylaune an jeder Ecke. Und man begegnet zahlreichen Strassenmusikanten, Bars und rot leuchtenden Herzen...

Battleship Potemkin
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Unser letzter Abend ist angebrochen. Nach einer guten Flasche Rotwein und zwei oder drei Gin-Tonics erinnern wir uns, wie alles angefangen hat.

Und jetzt? Stossen wir auf das Ende unserer Reise an? Nein, wir stossen auf das Ende einer Etappe an! Denn wir finden schon, dass wir mit U1k etwas geschaffen haben. Menschen aus Werbung und Kommunikation würden jetzt wohl den Begriff "Marke" ins Spiel bringen. Also, wollen wir die "Marke" einfach sterben lassen? Nö! Das wär doch wirklich blöd. Und blöd sind wir nicht (oder zumindest nur ab und zu).
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Also, wie soll es nun weitergehen? Wir einigen uns, dass wir eigentlich drei Optionen weiterverfolgen:

1. U1k Episode 2: Manuel und Ralf machen ein Sequel! Eine erste Idee ist schon vorhanden (ja, mit Gin Tonic geht das ganz einfach). Wir bestellen über Vyacheslav einen Lada. Logisch: Unter 1k Euro. Und planen eine Route irgendwo ums Schwarze Meer herum.

2. Wir schreiben unser Manifest und suchen Nachahmer! Vielleicht eine Idee mit dem Velo? Ein guter Freund hat uns übrigens schon zu dieser Idee motiviert.

3. U1k - das Cover-Projekt: Wir rufen andere Menschen dazu auf, ebenfalls eine Reise ans Schwarze Meer anzutreten, natürlich gemäss unserem Manifest. Nicole und die Kinder hier freuen sich nämlich sehr über jeden Besucher!

Was sollen wir tun? Helft uns bitte und gebt uns Tipps:
www.facebook.com/u1k
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U1K IST IM JAHR 2018 ANGEKOMMEN

«Vielen Dank, dass ich 10 Tage virtuell mit Euch mitreisen durfte!». Wow, das geht runter wie Öl (oder eben auch Gin Tonic..). Ein herzliches Dankeschön für diese Rückmeldung, die wir am Ende unserer Reise nach Odessa entgegennehmen durften. Und ein ebenso herzliches Dankeschön an all unsere anderen U1k-Freunde! Eure Feedbacks ermutigen uns, unser “U1k-Baby” ins nächste Jahr zu tragen und auf eine Episode 2 hinzuarbeiten.

Die Reise geht also weiter. Wir freuen uns auf ein weiteres Jahr mit zahlreichen inspirierenden Begegnungen und herausfordernden Momenten. Und wir freuen uns auf das Wiedersehen mit den Strassenkindern von Odessa. Und auf diesen einen Moment, in dem die Erkenntnis, etwas wirklich Sinnvolles und Gutes getan zu haben, mit der Kraft einer Lokomotive auf unseren persönlichen Gefühlshaushalt einwirkt.
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Jetzt aber ehrlich - wie oft hat uns dieses Sprichwort schon genervt! Oder Euch? Aber ja, es stimmt halt schon, oder zumindest ein bisschen… Auf alle Fälle empfindet es weder ein kreativer Chaot aus Walchwil noch ein Bünzli aus Würenlos als lustvoll, Vereinsstatuten, Rechenschaftsberichte, GV-Protokolle oder dergleichen zu schreiben. Aber wir tun es. Weil wir fleissig sind? Hmh, wohl eher, weil wir den Ehrgeiz haben, noch besser zu werden.

Im Business Slang heisst das “professionalisieren”. Und dazu gehört eben auch, Rahmenbedingungen zu schaffen, dass wir als gemeinnütziger Verein dazu legitimiert sind, steuerrelevante Spendenbestätigungen zu verschicken. Wir haben diesen Prozess noch nicht ganz abgeschlossen, haben aber Grund zur Zuversicht, dass es klappt.
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Das soziale Leben findet heute bekannterweise online und offline statt, wobei letzteres voraussetzt, dass sich Menschen zur selben Zeit am selben Ort einfinden. Das ist manchmal noch tückisch und funktioniert, unterschiedlichst begründet, nicht immer. Darum ist es ratsam, frühzeitig alles zu unternehmen, dass eine Begegnung unter Gleichgesinnten möglich ist. “Save the date” heisst das entsprechende, anglizistisch angehauchte,  Zauberwort. Und zwar wie folgt:

Wann: Samstagabend, 21. April 2018
Wo: Baden, in der Unvermeidbar

Wir freuen uns extrem, möglichst viele von Euch wiederzusehen. Und ich (der Bünzli haut grad in die Tasten) freue mich ganz besonders darauf, dass Naomi und Philip wieder für das musikalische Rahmenprogramm sorgen werden. Die Location - für alle Nicht-Badener - ist übrigens total cool und die Betreiberin (www.teatropalino.com) stellt uns den Jazzkeller sogar unentgeltlich zur Verfügung. Merci vielmal! Weitere Details folgen bald!
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Odessa anvisieren und ein Auto u1k Franken kaufen war letztes Jahr. Odessa wird auch dieses Jahr unsere Zieldestination sein, das ist klar. Nur haben wir kein Auto mehr. Dieses haben wir letztes Jahr bekanntermassen ziemlich wehmütig in Odessa zurückgelassen und Nicoles Ehemann übergeben.

Wie also sollen wir nun unser Ziel erreichen? Flugzeug? Nein wirklich nicht. Frachtschiff? Vespa? Velo? Zu Fuss? Auf einem Kamel? Sorry, wir wollen die Katze noch nicht ganz aus dem Sack lassen. Aber wenn Ihr am 21. April mit von der Partie seid, werdet Ihr die Details aus erster Hand erfahren. ;-)

Soviel jedoch vorweg: Wir müssen dieses Jahr wohl nicht erst auf die es-geht-so-gescheite Idee kommen, in einen Benziner Diesel zu tanken. Wir dürfen davon ausgehen, dass wir von Anfang noch etwas mehr gefordert sein werden. Wir werden sehen. Und wahrscheinlich auch etwas zu schreiben haben...
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Ja genau, ein Manifest! Der Impuls dazu ist - wie könnte es auch anders sein - von einem U1k-Freund gekommen. Er hat uns dazu motiviert, die Essenz von U1k in einem Papier zusammenzufassen und andere Menschen dazu aufzurufen, es ebenso zu tun und unserer Idee zu folgen.

Aber wie schreibt man denn ein Manifest? Okay, eine geschichtlich relevante Vorlage ist ja vorhanden. Wir entscheiden uns dennoch, auf die Lektüre von Marx und Engels zu verzichten und einfach loszulegen.

Also Ralf schreibt und Manu challenged und Ralf challenged den Challenge von Manu… Das tönt schwierig. Ist es auch. Muss es wohl auch sein. Aber immerhin haben wir es ohne Paartherapeuten geschafft. Auch dank unserer Freunde, die mit ihrem wertvollen Feedback mitgeholfen haben, dieses Papier zu einem Ende zu bringen.

Haben wir Euch nun ein bisschen neugierig gemacht? Hoffentlich! Am 21. April werden wir gerne versuchen, Euch die fünf Grundpfeiler von U1k etwas näher zu bringen!

Und? “Save the date” im Kalender eingetragen?
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Get Together 2018

Wie bereits angekündigt, organisieren wir am 21.4. ein "Get Together". Passt Dir der 21.4. nicht? Kein Problem, wir haben noch einen Zusatztermin am 25.4. reserviert! Der Event startet um 20:00 in der Unvermeidbar in Baden.

Aber erstmal alles der Reihe nach…
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Baden ist bekanntermassen eine Genuss-Stadt und hat demnach auch kulinarisch einiges zu bieten. Darum unsere Empfehlung: Geht noch was essen, bevor es richtig los geht. Braucht Ihr Tipps? Ralf kann gerne den einen oder anderen geben.

Für den kleinen Hunger gibt’s übrigens auch in der Unvermeidbar was. Von seinem Sohn weiss Ralf, dass vor allem das Knoblibrot Kultstatus hat…
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Wir starten um 20:00 im Keller der Unvermeidbar. Folgendes Programm haben wir uns vorgenommen, resp. werden wir bis dann hoffentlich auch vorbereitet haben (falls nicht: wir können gut improvisieren…)

- Begrüssung
- Rückblick: einige Impressionen aus der letzten Reise
- Update: was wir inzwischen von Nicole erfahren haben
- Benefizkonzert von Naomi & Philip: erstes Set
- Pause (ran an die Bar)
- Das U1k-Manifest
- Ausblick auf unsere Reise 2018
- Benefizkonzert von Naomi & Philip: zweites Set

Und dann (so um 22:00) gehen alle brav nach Hause? Sicher nicht! Die Bar hat immer noch offen und für die Tanzbegeisterten hat es eine Do-it-yourself-Anlage!!






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Für die ganz Harten (also Ralf kennt zumindest einige) hört der Abend noch lange nicht auf. Es hat eine Anlage und Ralf hat seine gute-alte-Party-Playlist dabei. Ja, Ihr könnt Euch vorstellen, da sind ein paar ganz üble Songs mit dabei. Aber Ralf ist tolerant und überlässt den AUX-Anschluss der Musikanlage sehr gerne auch anderen. Mal sehen, welcher Stil sich durchsetzen wird.

Ach ja, Manuel darf auch mal…
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Die Unvermeidbar und das Teatro Palino bilden das kulturelle Epizentrum von Baden. Geführt werden diese Institutionen von Stella Palino, welche die Badener Kultur wie niemand anders geprägt hat. Stella überlässt uns den Keller kostenfrei. Sie verdient einzig an den Getränken.

Selbstverständlich ist der Eintritt kostenlos. Wer jedoch den Event cool und das Projekt unterstützenswert findet, der darf gern auch was in die kleine Box an der Bar einwerfen ... 
Die Strassenkinder von Odessa werden es danken!

Adresse: Rathausgasse 22, 5400 Baden

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Braucht es eine Anmeldung? Ja gerne, damit wir in etwa eine Ahnung haben, wievele Menschen sich im Keller einen Quadratmeter teilen dürfen.

Also: gebt uns doch ein kurzes Doodle-Feedback. Aber natürlich freuen wir uns auch über Spontan-Entschlossene, die einfach mal reinschauen wollen!

Wir freuen uns sehr - bis bald,
Manu & Ralf
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